Berichte von 10/2013

Va (t) s a (pp) mit der vasa ?

29Okt2013

Auf den ersten Hinhörer klingt [ wahsah ] für den Touri wie eine, oder auch die bekannteste, Marke für fröhlich trockenes Knäckebrot. Allerdings gibt es in unserer Touristen - Stockholm - mind map auch noch eine andere Connection. Nämlich DIE VASA. Nein, keine weibliche, in die Zukunft blickende, mit Akzent angehauchte in die Kugel-Schauerin. DIE VASA ist ein Schiff, oder wohl eher das Schiff der Schiffe. Hätte man die VASA aus WASA gebaut, dem fröhlich trockenem Knäckebrot, und sie in eine Schüssel Dipp gesetzt, wäre sie wohl als bald versunken. (...aber dann gäbe es Dipp mit cruncheffekt, sicherlich was Gutes.) Aber der alte Schwede nutzt die Wasa mit w wohl eher zum Frukost, Lunch, und Muskelaufbau, damit er die wahre Vasa mit v, was im Schwedischen unserem w entspricht, -> es wird verwirrend, ist unser Touri-Wasa doch die echte Vasa? zu bauen. Also kein Knäckereck als Material, sondern stupides Holz, klingt langweilig, ist aber normal. Doch auch die Verwendung von Holz hat der Vasa kein langes Leben beschert. Die gute Vasa ist ist bis jetzt zwar stolze 385 Jahre alt, davon stand sie allerdings 50 Jahre im Museum und die restlichen 333 Jahre lag sie unter Wasser. ... Man sieht, Knäckebrot ist einfach zu trocken um es pur zu essen, da muss Dipp drauf! Nun könnte man ja annehmen, die zwei Jahre war sie immer treu unterwegs und hat den reichen Kaufleuten ihren Dienst erwiesen, und falls es hart auf hart kam gegen ihre Angreifer gekämpft. "Leksands" hat's in sich! Die haben dreieckiges und rundes Knäckebrot, wenn die angreifen, rette sich wer kann! Brötchen und Toast zu erst! Aber nein, falsch gedacht, soweit kam es gar nicht! Die Nordmänner haben ja erst mal 2 Jahre gebraucht, um das Schiff zu bauen. Bei einer Länge von 69 Metern, einer Breite von 12 und einer stolzen Höhe von 52 Metern ist das ja auch in Ordnung. ... Wenn man das in den Maßstab von 1:8,15 setzt , könnte das ja fast eine Scheibe Knäckebrot sein ... Am 10 August 1628 war dann die große Jungfernfahrt. Die gute Frau mit der Kugel hätte das ganze nicht besser vorhersagen und demonstrieren können, indem sie eine Scheibe Knäckebrot in eine Schüssel Wasser gelegt hätte. Es sinkt. Nach stolzen 1 300 Metern. Anscheinend schwankte das Schiff bei vorherigen Tests von 30 Mann die von der linken zur rechten Seite hechteten schon so sehr, dass sie den Versuch abgebrochen haben. Tragisch. Nein, wirklich. Das geborgene Schiff zu betrachten ist wirklich beeindruckend. Nicht nur, dass es nah 333 Jahren Tiefgang so gut erhalten ist, sondern auch, dass man zu dieser Zeit so etwas bauen konnte, ist beachtlich. Ok, es konnte stehen und liegen, schwimmen muss eben gelernt sein. Aber vielleicht war eben auch die Gier nach zu vielen Kanonen daran Schuld. Die Vasa war nämlich zu leicht. Bei dem vielen Holz? Ich habe gehört, Butter und Nutella sollen Masse haben, hätten sie das mal als Tragemittel genommen. Auf jeden fall lag die Vasa für ein generelles Schiff zu weit über der Wasseroberfläche, was zur folge hat, dass es sehr leicht schwankt. Was man der lieben Vasa jetzt auch nicht böse nehmen kann, bei 30 Schweden würde ich auch anfangen zu schwanken ... aber nur ganz leicht. Zu niedrig für generelle Schiffe, heißt nicht, dass es optimal für sich selbst ist. Denn die Vasa lag zu tief für sich im Wasser und so kann es schon mal vorkommen, dass durch die rund 60 Kanonenlöcher der ein oder andere Tropfen Wasser ins Boot kommt. Dafür wiederum war sicherlich 'Leksands' verantwortlich. Deren Brotscheiben haben nämlich ein Loch in der Mitte. ....Manipulation über Manipulation ! Ich sag's euch! In der Knäckebrotindustrie geht es heiß her! Ich geh mir jetzt ein Knäckebrothaus backen und stimme mich derweil auf Weihnachten ein. In der Gamla Stan werden schon die Lichterketten gehisst. Ou - h män.

Emergency Room

13Okt2013

 

Wieder einmal hat mich hier die Frage „Warum eigentlich?“ eingeholt. (Im Zusammenhang mit der Schule und dem Abilernstoff) Und ich muss sagen, nicht nur den Sinn der Achterreihe habe ich hier entdeckt, sondern auch das skandinavische Sozialstaatsmodell habe ich hier live erlebt und am eigenen Körper erfahren und testen können. Wie alles begann? Nun, mit einem schönen Spaziergang durch Stockholm, aber es kommt ja immer anders, als man denkt, und so endete der gestrige Samstag in der Notaufnahme.

 

Der Ort des Geschehens hieß schon so, wo alles enden sollte, Danderyds Sjukhus (Krankenhaus). Da wir aber schneller als der Bus sein wollten, haben wir uns ein Fahrrad geteilt und ich dachte, ich wäre so hip und setz mich eben mal auf´n Gepäckträger. Das ist eigentlich auch in meinen Skills verankert, allerdings meinte ich, ich muss dieses eine Mal meine Füßlein auf die Stangen stellen, die den Reifen halten. Schön, dass ich noch den Gedanken hatte, du, Pialein, das ist ne ziemlich dumme Idee, die Füße da drauf zu stellen, aber dann wurde schon angefahren und meine Verse küsste leider sehr innig die Speichen und ich färbte den Boden rot. Ja, aua.

So unter Schock vergisst man, dass der Boden kalt ist und wundert sich nur, wieso die Sehne denn so regenbogenfarbig ist. Schöner Anblick. Dass die Schweden nicht besonders höflich sind, Türe aufhalten, Ladys first und bitteschön steht hier nicht ganz oben auf der Knigge, vielleicht ist das alles wegen dem Hen und der wirklichen Gleichberechtigung und Emanzipation entstanden, habe ich in den letzten Wochen verkraftet. Dass sich allerdings NIEMAND angesprochen fühlt, wenn man halbverblutend auf dem Bushaltestellenboden liegt fand ich dann nicht so trevlig! Nachdem WIR dann jemanden angesprochen haben, haben die uns ein Taxi bestellt und wir sind dann auch dicke 500 Meter für ganze 50 Kronen gefahren. Eben ganz rich-kid unterwegs. In der Notaufnahme angekommen, habe ich dann auch gleich ohne auch nur einen Blick auf meinen Fuß zu richten erst mal eine Rechnung bekommen, dass ich überhaupt da aufkreuze. Aber wenigstens bekommt man so ein nettes Festivalbändchen um den Arm, damit man nicht vergisst, wer man ist und woher man kommt, und wenn ja wie viele, oder wie war das? Zu viele Pillen in den letzten Stunden. Aber wenigstens kann ich sagen: Ich bin dabei! Wooo- hoo!

So, über die Rollstuhlfahrt ging´s dann erst mal auf ein Bett im Gang. (Laut Antonia voll wie in Greys Anatomy) Nett anzusehen waren die Hinweisschilder mit : „Jeder Röntgenvorgang kostet 200 KR“ … es geht hier nur um die Gesundheit! Jaja. Nach zwei Stunden auf dem Klappbett und einem sehr lustigen Nachbarn der die ganze Zeit : Joooaaaaaaah !!! gestöhnt hat und die Krankenschwester das dann auch immer wieder erwidert hat, wurde ich dann auch mal begutachtet. Mein schwedisch ist leider noch nicht so bene, dass ich der netten sjuksköterska erzählen konnte, was denn passiert ist, allerdings gibt’s ja englisch. Sie meinte, wo her wir denn kommen und wie lange wir hier schon wären. Ich meinte nur, Sightseeing ist abgeschlossen, uns hat nur noch der Emergencyroom gefehlt.

Dann kam den nette Arzt und hat mich erst mal dicke gespritzt. Zum Glück hatte ich Glück! Die Achilles ist ganz, Pia ist froh. Da ich währenddessen keinen Blick drauf werfen wollte, wollte ich Bilder machen lassen und der Arzt war auch so nett extra die Haut beiseite zu ziehen. Jummy. (Anschauungsmaterial wird gerne verschickt ;)). 5 Stiche später, meinte er „It looks soooooooo pretty“ und ich war endlich fertig - fix und fertig. Nun ja. Immer was los, hier geht ( für die nächste Woche wohl eher kriecht) die Lutzie ab!

 

Mein Tipp an euch, WEG VON DE FUSSE!

 

 

 

Dear Heidelberg, i miss you a lot.

08Okt2013

 

Selbst nach einigen Wochen muss man sich hier noch sehr oft vorstellen. Natürlich geht’s immer darum, wer von wo kommt, wer die beste Stadt hat und natürlich sind das immer wir. Die aus Heidelberg, also auch ich. Ist so. (Zwinkernder Smiley an dieser Stelle.)

 

Stockholm ist eine schöne Stadt, keine Frage. Stockholm ist sogar eine sehr, sehr schöne Stadt. Aber unter meinen zwei Lieblingen, oder auch Verehrern, ist sie wohl eher die, oder eher der?, aufregende Unbekannte und nicht der stille Vertraute, den man kennt, auf den man sich verlassen kann. Ich weiß, dass liegt an der Zeit. Heidelberg und ich wir haben ja schließlich eine Langzeitbeziehung. Ich kenne dich schließlich aus und inwendig, könnte an jeder Ecke blind (vor Liebe?) stehen bleiben und trotzdem weiter finden. Wüsste an jeder Stelle, wo hin ich gehen muss, damit ich an meine Stellen komme, an denen ich mich zu recht finde, mich finde, andere finde, die mich finden, mit denen ich mich zu recht finde. Hier ist das ein wenig anders. Alles ist so groß und so voll und so mega, dass man sich manchmal wünscht einfach alleine sein zu können. Nicht einsam, aber für sich. Nicht, dass es hier keine Plätze gibt, an denen es ruhig ist, bei denen man abschalten kann. Aber man muss sie finden und umso größer das Territorium, desto mehr gibt es auch, Trash und Gutes. Man muss Aschenputtel sein und beginnen zu trennen. Ich würde gerne eine Tür aufmachen, nett begrüßt werden von dem zwar fremden, aber bekannten, weil ich immer dort hingehe, einen Café bestellen, mich hinsetzten und still beobachten. Verlässt man in Heidelberg den Hauptring, ist man schnell ohne all die Touristen und für und unter sich. Aber hier, hier in Stockholm, da muss man erst mal suchen, um ein Örtchen für sich zu finden, hier gibt es so viel, zu viel, Auswahl. Man muss erst so viel sehen, bis man was gefunden hat, wo man bleiben will. Nicht dass es nicht schön ist, aber es braucht eben, weil man es nicht von Anfang an überblickt. Man blickt es nicht. Es passiert einfach immer so viel gleichzeitig, dass man ganz schnell irgendwas übersieht. In Heidelberg kehrt irgendwann mal Ruhe ein. Da ist dann mal Ruhe im Karton, Schicht im Schacht. Stockholm scheint mit zweitem Namen wohl eher 24/7 zu heißen. In Stockholm folgt auf das hip immer ein hop, auf das erste m ein zweites, auf das Ping immer ein Pong, Chingchang ist übelst dicke mit Chong vom flip geht’s gleich zum flop, Tick und Trick sind nie ohne Track, auf das englische R folgt immer ein englisches B.

 

Are and Be. So ist das hier. Stockholm lässt einen leben, man ist und man wird sein. Irgendwie pulsiert alles. Und du mit ihr. Diese Stadt bietet so viel. Und das ist das Gute. Ich mag, am Puls der Zeit zu sein. Mittendrin und drauf und dran zu sein. Aber man braucht Zeit, bis man sich orientiert, bis man Ecken findet, an die man zurück kehrt, an denen man nicht nur vorbei eilt, um zu den großen Dingen der Stadt zu kommen, bis man etwas gefunden hat, das man Seins nennen darf. Aber Stockholm und ich, wir nähern uns, duzen uns, mögen uns. Und sie kann mir auch den Café reichen. In kleinen Ecken der Stadt, in Vierteln, die man erst ganz durchqueren muss, in der man in jede Nebenstraße lugt, um etwas zu entdecken. Aber wenn man die Tür von „dieser Name ist aus egoistischen Gründen zensiert“ hinter sich schließt, dann wird man von netten Menschen begrüßt, die einen zwar nicht kennen, aber öfters sehen werden. Auch hier in Stockholm gibt es Orte, an denen man den süßesten und besten Café seit langem trinken kann, ein Ort, an dem bunt zusammengewürfelte Stühle für Gemütlichkeit und Holzpaletten auf Eisenstangen für Tische sorgen. Orte, an denen die Pia mal ein bisschen von dem rauschenden Blut der Stadt entschwinden kann, eine Sekunde Pause, … dann geht’s ja auch schon weiter. Gib mir ein are, gib mir ein be - ich bin. In Stockholm. Man könnt ja fast schon sagen, ich bin in Stockholm verliebt.