Dear Heidelberg, i miss you a lot.

08Okt2013

 

Selbst nach einigen Wochen muss man sich hier noch sehr oft vorstellen. Natürlich geht’s immer darum, wer von wo kommt, wer die beste Stadt hat und natürlich sind das immer wir. Die aus Heidelberg, also auch ich. Ist so. (Zwinkernder Smiley an dieser Stelle.)

 

Stockholm ist eine schöne Stadt, keine Frage. Stockholm ist sogar eine sehr, sehr schöne Stadt. Aber unter meinen zwei Lieblingen, oder auch Verehrern, ist sie wohl eher die, oder eher der?, aufregende Unbekannte und nicht der stille Vertraute, den man kennt, auf den man sich verlassen kann. Ich weiß, dass liegt an der Zeit. Heidelberg und ich wir haben ja schließlich eine Langzeitbeziehung. Ich kenne dich schließlich aus und inwendig, könnte an jeder Ecke blind (vor Liebe?) stehen bleiben und trotzdem weiter finden. Wüsste an jeder Stelle, wo hin ich gehen muss, damit ich an meine Stellen komme, an denen ich mich zu recht finde, mich finde, andere finde, die mich finden, mit denen ich mich zu recht finde. Hier ist das ein wenig anders. Alles ist so groß und so voll und so mega, dass man sich manchmal wünscht einfach alleine sein zu können. Nicht einsam, aber für sich. Nicht, dass es hier keine Plätze gibt, an denen es ruhig ist, bei denen man abschalten kann. Aber man muss sie finden und umso größer das Territorium, desto mehr gibt es auch, Trash und Gutes. Man muss Aschenputtel sein und beginnen zu trennen. Ich würde gerne eine Tür aufmachen, nett begrüßt werden von dem zwar fremden, aber bekannten, weil ich immer dort hingehe, einen Café bestellen, mich hinsetzten und still beobachten. Verlässt man in Heidelberg den Hauptring, ist man schnell ohne all die Touristen und für und unter sich. Aber hier, hier in Stockholm, da muss man erst mal suchen, um ein Örtchen für sich zu finden, hier gibt es so viel, zu viel, Auswahl. Man muss erst so viel sehen, bis man was gefunden hat, wo man bleiben will. Nicht dass es nicht schön ist, aber es braucht eben, weil man es nicht von Anfang an überblickt. Man blickt es nicht. Es passiert einfach immer so viel gleichzeitig, dass man ganz schnell irgendwas übersieht. In Heidelberg kehrt irgendwann mal Ruhe ein. Da ist dann mal Ruhe im Karton, Schicht im Schacht. Stockholm scheint mit zweitem Namen wohl eher 24/7 zu heißen. In Stockholm folgt auf das hip immer ein hop, auf das erste m ein zweites, auf das Ping immer ein Pong, Chingchang ist übelst dicke mit Chong vom flip geht’s gleich zum flop, Tick und Trick sind nie ohne Track, auf das englische R folgt immer ein englisches B.

 

Are and Be. So ist das hier. Stockholm lässt einen leben, man ist und man wird sein. Irgendwie pulsiert alles. Und du mit ihr. Diese Stadt bietet so viel. Und das ist das Gute. Ich mag, am Puls der Zeit zu sein. Mittendrin und drauf und dran zu sein. Aber man braucht Zeit, bis man sich orientiert, bis man Ecken findet, an die man zurück kehrt, an denen man nicht nur vorbei eilt, um zu den großen Dingen der Stadt zu kommen, bis man etwas gefunden hat, das man Seins nennen darf. Aber Stockholm und ich, wir nähern uns, duzen uns, mögen uns. Und sie kann mir auch den Café reichen. In kleinen Ecken der Stadt, in Vierteln, die man erst ganz durchqueren muss, in der man in jede Nebenstraße lugt, um etwas zu entdecken. Aber wenn man die Tür von „dieser Name ist aus egoistischen Gründen zensiert“ hinter sich schließt, dann wird man von netten Menschen begrüßt, die einen zwar nicht kennen, aber öfters sehen werden. Auch hier in Stockholm gibt es Orte, an denen man den süßesten und besten Café seit langem trinken kann, ein Ort, an dem bunt zusammengewürfelte Stühle für Gemütlichkeit und Holzpaletten auf Eisenstangen für Tische sorgen. Orte, an denen die Pia mal ein bisschen von dem rauschenden Blut der Stadt entschwinden kann, eine Sekunde Pause, … dann geht’s ja auch schon weiter. Gib mir ein are, gib mir ein be - ich bin. In Stockholm. Man könnt ja fast schon sagen, ich bin in Stockholm verliebt.