EETEN

17Okt2018

Kinder, wir müssen übers Essen reden. Das größte Rätsel der Weltgeschichte muss ebenfalls gelöst werden: Wie zur Hölle schaffen es die Holländer bei dieser Nahrungsaufnahme (Details dazu weiter unten) solch schlanke Körper beizubehalten? Ernsthaft.

Hypothese 1: Sie radeln so viel, dass die Kalorien direkt wieder verbrannt werden.

Hypothese 2: Die Kalorienzunahme führt bei Niederländern nicht zu einem Wachstum in die Breite, sondern zu einem Wachstum in die Länge, deshalb ist die Bevölkerung auch so durchweg groß.

Hypothese 3: Sie bekommen das mit der Muttermilch bereits eingeflößt und was der Körper so früh schon kennt, da denkt er sich: Das kann nur positiv sein, her damit, ich will mehr, es tut mir nichts Böses.

Ohne Witz, die müssten alle dick und fett sein und auf elektrischen Rollstühlen durch die Gegend düsen, weil sie sich vor lauter Krokett, Frikadell und Bitterballen nicht mehr bewegen können. Aber die elektrischen Rollstühle sind den älteren Damen und Herren vorbehalten, die dann mit Ü70 (sowohl Alter als auch km/h) über die Radwege Hollands düsen. Das ist ja mein Traum. Das hat dann nicht nur gewissen Swag, sondern man kommt auch noch sehr beweglich von A nach B. Und das ist jawohl das A und O.

Aber zurück zum Frittieren. Highlight am Freitagabend unter den Niederländern? Zum nächsten Krokettstand mit der Liebsten fahren und erst mal eine Portion Frittiertes holen gehen. Das geht hier superpraktisch zu jeder Stunde, man kann nämlich einfach beim nächsten Automaten anhalten und den Frittier-Durst löschen. Besagte Automaten sind nur mit dem besten Hollands bestückt, mit all den „Leckereien“ und dann schmeißt man nen Euro ein, wählt ne Nummer und dann „Bing“, geht das Kläppchen auf und man kann sich seine Frikadelle entnehmen. What is there more to want? Dunno, dunno!

Jetzt denkt ihr bestimmt: Geil, Pommes! Geil, schöne Frikadellen! Geil, so ne leckere Wurst.

JA! DAS DACHTE ICH DOCH AUCH ERST!!! ICH MEINE ICH LIEBE DOCH wuRst UND POMMES UND ALLES!!!! Aber, liebe Kinder, freut euch nicht zu früh, beziehungsweise ist hier das Mantra: „Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude“ wohl am angebrachtesten. Aber, liebe Kinder, wir müssen wirklich über das Essen reden. Das ist schon wieder so ein Land, in dem man lieber Vegetarier wird. Hier hat die Wurst nicht zwei Enden, sondern eins. Und zwar ein Schlimmes. Das zwischen den beiden Enden schmeckt nämlich ganz und gar nicht leggo. (Kurzer Einwand hier, das Wort „lekker“ hat im Niederländischen mehrere Bedeutungen, es heißt schön, lecker, köstlich, eben alles positiv (Wenn also einer sagt: „lekker Mädchen“ dann kann man das durchaus positiv sehen und muss nicht direkt an den schnauzbärtigen Sänger von den Höhnern denken und abgeneigt sein), man kann aber auch einfach „Slaap lekker“ sagen. Das heißt „Schlaf gut!“ und ich bin auch dafür, dass wir es bei dieser Verwendung belassen, „lekker worst“ werde ich hier nämlich niemals in den Mund nehmen!)

Ich weiß nicht, was die im Ausland machen. Können die in Tausenden von Jahren Geschichte keine anständige Wurst herstellen? Geht das nur in Deutschland? Ich glaube hier wäre wirklich mal ein „Danke Merkel!“  angebracht. Ein hoch auf Deutschland. In solchen Momenten bin ich stolz, Deutsche zu sein. Ganz und gar (so gar, wie ein Wienerchen im Wurstsieder, wobei, ist das dann nicht wieder Österreichisch? Ah, ne, die nennen die dort ja Frankfurter, geh bitte, kommt da noch einer hinterher!) Witziger Fun Fact nebenbei, wie gehen drei Deutsche am Tag der Deutschen Einheit in den Niederlanden zum internationalen Cantus, bei dem man sich ländertypisch anziehen soll? Richtig. In Schwarz. Es ist doch aber auch wahr! Wie sehr geht einem diese bayrische pseudo-Dirndl-Trachten-Kacke auf den Senkel. Bayern ist nicht ganz Deutschland und Deutschland kann mehr als nur das! Ich finde, das sollten wir den Bayern lassen. Wie haben die Asiaten alle geschaut, als wir ihnen das erklärt haben. Nein, Bayern ist nicht Deutschland. Nein, wir tragen keine Dirndl in der Schule, und wir gehen auch nicht alle 24/7 aufs Oktoberfest und nein, wir trinken nicht morgens, mittags, abends Bier. Halleluja. Hier muss erst mal mit den Vorurteilen aufgeräumt werden. (Ich habe sicherlich auch das ein oder andere, keine Frage). Aber kein Witz, sie haben uns angeschaut wie ein Boot. Alle waren komplett aus dem Häuschen und haben ganz aufgeregt gekichert, als wir ihnen das erklärt haben.

Und jetzt erzähle ich euch, wann wir wie ein Boot geschaut haben. Und zwar, haltet euch am Reislöffel fest, die haben ernsthaft alle einen Reiskocher in ihr Gepäck gepackt, um hier ordentlich Reis kochen zu können. EINEN REISKOCHER!!!! Wenn mein Bruder mich noch einmal aufziehen wird, weil mein Koffer „zu groß“ ist oder „zu schwer“ ist oder noch einmal Einpark-Geräusche gemacht werden, wenn ich mit meinem Backpack ankomme: Ich verweise auf die asiatische Community, die EINEN FUCKING REISKOCHER IN IHREN KOFFER PACKEN!!!!! Jetzt weiß ich auch, wozu die Beauty Cases sind, die man oben auf den Koffer schnallen kann: Da gehört der Reiskocher rein! Man lernt nie aus. Aber man kann es ihnen auch nicht verübeln. Wahrscheinlich gibt es hier wirklich keine Reiskocher zu kaufen und so wie ich die Niederländer kennen gelernt habe, werden sie sicherlich auch diesen einfach frittieren. Rette sich, wer kann.

Apropos Beauty Case. Es ist so weit. Das Handgepäck-Theorem ist gekippt. Es geht einfach nicht mehr auf. Alles Praktische, was es da mal dran gab (schnelles Einchecken, schnelles Boarden, schnelles Entkommen) ist für die Katz, weil einfach alle mit Handgepäck fliegen und am Ende das Flugzeug platzt und die Koffer eh aufgegeben werden müssen. Ciao. Ich bin raus.

Nun aber doch noch mal zum Essen. Es ist so, dass irgendwie alles frittiert wird. Sei es Kartoffelpüree, Frikadellen, Rinderragout (das schimpft sich dann Bitterballen) oder asiatische Nudeln, alles wird ins Öl gekippt und frittiert. Am Ende sieht alles gleich aus und schmeckt eher so lala. Die beste Alternative ist da sicherlich noch das Mars oder Snickers. Ich plädiere für eine Entschlankung der Fritteusen: Bitte nur noch Fritten und Snickers. Keine fleischigen, nudeligen Dinge mehr und wir werden sicherlich alle glücklich sein.

Schweden ist ja auch kein Wurstland, aber die schaffen es irgendwie trotzdem, nette andere Dinge zu kochen. (Das ist mir hier irgendwie noch nicht über den Weg gelaufen, außer Stroopwaffeln, die sind spitze, auch in Eisform). Aber vielleicht löst Schweden in mir auch immer eine Begeisterung aus, die alles überstrahlen lässt. Man weiß es nicht. Auf jeden Fall bin ich sehr glücklich, wieder im Happyland gewesen zu sein. Ich habe sehr viel gegessen, sehr viel IPA probiert und viele lustige Biernamen kennengelernt. Meine Favoriten:

- Kärlek. Wenn man ein Glas Kärlek bestellt, dann bestellt man ein Glas Liebe. Was will man bitte mehr?

- Fata Morgana. Sehr trügerisch. Außen schüchtern, mit Sonnenuntergang und kitschig romantisch, innen 8% Alc.. Aber irgendwoher muss ja die Fata Morgana dann auch kommen.

- Nödraketen. Zu Deutsch so viel wie Notrakete. Was soll ich sagen …  witzig irgendwie.

Und dann wäre da noch Lollipop Sunshine. Da kann man sagen, well, das Leben ist kein Ponyhof, nein, aber wenigstens ist es ein bisschen Lollipop Sunshine. Und das will doch irgendwie jeder. Cheers.

Zurück zu den nicht dicken Niederländern. Wie machen die das? Ich würde aufgehen wie ein Ballon, gut, dass Erasmus nur ein halbes Jahr geht. Das würde hinten und vorne nicht klappen. Ich bin für eine Mischung aus Hypothese 1 und 2. Das bedeutet für mich, viel radeln, denn die niederländischen Gene werde ich wohl nicht mehr bekommen. Ist vielleicht aber auch gut, die führen hier nämlich anscheinend zu zurückgegelten Haaren. Man fühlt sich manchmal wie auf einem XXL BWL´er Campus.

So, jetzt ist aber auch gut mit dem Austeilen und wir werden wieder ruhig.

Oh! Ein positives kulinarisches Erlebnis habe ich doch erlebt! Die Niederlanden sind ein Cortado Land! Und zwar schenken sie dir hier den Richtigen ein! Nicht so eine Gruselerscheinung wie in Thüringen! Da bekommt man nämlich anstatt des Originals (doppelter Espresso, Schluck Milch und Schäumchen oben drauf) tatsächlich einen „Kaffee“ mit (Achtung!) Bärenmarke und Zucker. Das grenzt fast schon an Vergewaltigung des Kaffees und einer Verschwendung der Ressourcen. Ich bin mir noch unschlüssig, was schlimmer ist, ein Thüringen-Cortado, oder in Wien zu Starbucks zu gehen. Beiden Zielgruppen, ich kann mich nur wiederholen, gehören auf ewig die Geschmacksknospen weggeschossen. Entschuldigt bitte, aber das schmerzt.

So, ich mach mir jetzt erstmal ein Bier auf, es ist ja auch schon gleich vier. Aber vorher muss ich noch das Dirndl lockern, das spannt heute irgendwie so.

 

 

 

DOEI!

29Aug2018

Egal in welches Land man auch reist, man wird wohl nie ohne Vorurteile seinen Weg beschreiten. Aber so krass und so schnell hat bei mir bisher keiner mit den Vorurteilen aufgeräumt, und zwar die Holländer.

Meine Annahmen:

- überall Tulpen und Gras, die alten Botaniker

- viel Käse

- viel Frittiertes

- viele Räder

- gemütliche, nette Menschen

Doch es kam ganz anders.

Ich war schon ein paar Mal in den lieben orangenen Niederlanden unterwegs (Vorurteil?! Error: 404 not found) und fand es eigentlich immer sehr positiv, sehr schön und sehr offen. Deshalb dachte ich mir: Wieso nicht auch einmal für ein paar Monate dort leben? Und überhaupt lässt sich Niederländisch schneller lernen als Portugiesisch oder Spanisch – man trinkt als Deutscher einfach ein paar Bier, dann ist die Sache geritzt (Ich sage da nur: chuuuuuuuude morjeeee), wobei das am frühen Morgen vielleicht etwas anstrengend mit dem Bier werden könnte. UND Spanisch lernt man bei den ganzen Erasmus Partys sowieso noch nebenbei (Ich erwähne da nur Despacito, La Gozadera und ein bisschen Enrique darf auch immer nicht fehlen.). Von daher kann man hier das mini-max Prinzip sehr gut fahren.

Apropos fahren. Es ist einfach nur gestört. Gestört ist es! Die Radfahrer haben hier Vorfahrt! Ich halte als Deutscher den kompletten Laden auf, weil ich immer an den falschen Stellen stehen bleibe. Ich bin es einfach nicht gewohnt, mit dem Rad auf Händen getragen zu werden. Man darf vor den Autos fahren! Es gibt eigene Radstraßen! Stellt euch das mal vor! Ich bin „Verpiss dich du scheiß Fotze!!!!“ am frühen Morgen gewohnt - Grüße gehen raus an den alten Osten! ABER! Wir Deutschen sind nicht ganz so schlimm wie die Kollegen aus Irland oder Chile. Dort wird nämlich anscheinend gar kein Rad gefahren. Deswegen kommt es auch zu dem ein oder anderen Radunfall. Im Stehen. Ohne Alkoholeinfluss. Sie kippen einfach um. Es ist sehr putzig, man kommt sich vor wie im Anfängerkurs. Vielleicht hätten wir doch mal alle zum zweistündigen Radfahr-Workshop gehen sollen… Ich fühl mich eh in die Übungsphase zurückversetzt. Ganz Tilburg gleicht einem Verkehrsübungsplatz: Kleine Schilder, kleine Ampeln, riesen Radwege, riesen Schlangen an den Ampeln. Das ist eh das Beste, man steht hier tatsächlich mit dem Rad im Stau – um die Ösis zu zitieren: ka schaß! Ich denke jede Sekunde, gleich kommt Herr Pfeiffer vom Polizeirevier um die Ecke und überprüft, ob ich auch richtig Handzeichen gebe und abbiegen kann, damit ich am Ende der Woche meinen Radführerschein bekomme (mit Sternchen natürlich) – original wie in der zweiten Klasse.

Wer jetzt denkt, man könne in den Niederlanden mit dem Verkauf von Radhelmen ein goldenes Näschen verdienen: Geschnitten, ihr Lieben! (Das schreit nach einer gescheiterten Geschäftsidee für Auswanderer bei Goodbye Deutschland). Hier wird sogar auf dem Moped, mit dem man auf dem Radweg fahren darf, kein Helm getragen. Also Augen auf im Straßenverkehr und auch bei der Zielgruppenakquise. Die liegt hier nämlich bei zero. Eher laufen würde bei den ganzen Fahrern Drei-Wetter-Taft. Hier könnte Heidi den ganzen Tag in die Kamera quäken: „Morgens regen, mittags Sonne, abends Schnee? Kein Problem mit Drei-Wetter-Taft! Perfekter Halt bei jedem Wetter“. Das bleibt hier nämlich ein Mysterium. Und nicht nur das.

Zurück zu den Holländern und ihrer Sprache. Ich finde es einfach großartig. Es ist einfach so witzig und putzig sie reden zu hören! Und die Niederländer scheinen ihre Sprache auch ordentlich zu feiern. Vor allem beim Feiern. Das, meine Damen und Herren, können die aber so richtig. Halleluja. Wenn ich eines in der TOP Week gelernt habe: TOP Week ist nur einmal im Jahr. Da wird alles gegeben. Witzig ist, dass sie einfach viele deutsche Lieder nehmen und die ins Holländische übersetzen. Da aber dann bitte auch nur die Perlen der Musikgeschichte. Mein Favorit: Scheiß drauf (Malle ist nur einmal im Jahr) von Peter Wackel. Mein Tipp: am besten noch eine Version rausbringen und zwar mit „Scheiß drauf (TOP Week ist nur einmal im Jahr)“. Natürlich auf Niederländisch. Weitere deutsche und internationale Klassiker, die, wie ich finde, nicht auf der niederländischen Agenda fehlen sollten:

Doei, Doei, Doei – aka Louis, Louis, Louis, in Zusammenarbeit mit dem Originalkomponisten Kay One (Doei (Dui) heißt tatsächlich Tschüss auf Niederländisch, um erneut die liebgewonnenen Österreicher zu zitieren: wieder ka schaß!). Ich stell mir das ungefähr so vor:

 

“Ich hab' Style, ich hab' Geld
Ich trag' Louis, Louis, Louis
Deine Frau zieht sich aus
Für 'ne Louis, Louis, Louis

„Yo, Kay, Kay, Kay, guck ma', nichts für ungut, aber ich glaub', die Leute wissen gar nicht, was du damals mit dem Song gemeint hast. Startover, wir zeigen mal, wie wir das 2018 machen! Let's go!“


Ich hab' Style, ich hab' Geld
Ich sag doei, doei, doei
Deine Frau zieht sich aus
Ich sag doei, doei, doei
Sie ist reich, mir gefällt
Ihr doei, doei, doei
Und wär' das hier das Dschungelbuch
Wär' ich King doei, doei, doei

 

(Weiterlesen: https://www.songtexte-lyrics.de/louis-louis-lyrics-kay-one/, kann ich keinem empfehlen, auch das Original sorgt dafür, dass die Ohren doei, doei, doei sagen.)

Da wir es gerade von Bye bye und doei doei haben, ein weiterer Sommerhit, der in den Erasmushallen erklingt: Bella Ciao von Talco:

È questo il fiore del partigiano,
O bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
È questo il fiore del partigiano,
Morto per la libertà!

Auch dieser wundervoll umsetzbar in Niederländisch, ich höre sie schon singen:

En dat is de bloem van de aanhanger

O mooi doei! Mooi, doei! Mooi, doei, doei, doei!

En dat is de bloem van de aanhanger

Stierf voor vrijheid

 

Super auch hier, man greift das Blumenthema wieder auf! Mensch!

Ihr seht, es geht bunt her und ich komme kaum dazu, meine Eindrücke zu sortieren, aber ich würde gerne meine Annahmen von oben komplett revidieren, ernsthaft, kompletter Käse, was da steht. In Wahrheit ist das eher so:

- Tulpen hängen wirklich überall, sogar an der Wand im Wohnheimzimmer

- seeeeeeehr viel Käse

- sehr, sehr, sehr, viel Frittiertes, ach was sage ich! NUR Frittiertes! Ohne Scheiß, wie schaffen die das, nicht wie dicke Säcke rum zu rennen? Mein Magen sagt jetzt schon adé vor lauter Fett und ich tue schleunigst alles, dass sich das nicht an den Hüften sammelt und eine kleine Party schmeißt. Vielleicht schießt das bei den Holländern nicht in die Breite, sondern in die Höhe? Die sind aber auch groß!

- ÜBERALL RÄDER! Ich musste sogar warten, bis jemand weg fährt, um mein Rad in einen der (ungelogen) 30.000 Radständer an der Uni zu parken.

- partyfreudige, wilde, eskalierende, völlig gagae, crazy, urnette Menschen, die einen herzlichst willkommen heißen und wohl die witzigsten, liebsten und freundlichsten Gastgeber seit langem sind! Ich bin froh, erst in ein paar Monaten DOEI sagen zu müssen!

Reisen auf Polnisch

21Mai2018

Das tolle an Deutschland? Man ist umgeben von schönen Ländern, die man seine Nachbarn nennen darf. Auf meiner Liste fehlen nur noch sehr wenige: das kleine Luxemburg und Polen. Polen, nun ja, was soll ich sagen - vor der Abreise musste vor allem eins geschehen, der Abbau von Vorurteilen. Oma meinte nur, ich soll mich auf viel Suppe einstellen; der Kumpel ich soll das Rad zweimal abschließen. Gut, dass wir nicht mit dem Fahrrad unterwegs waren, sondern mit einem alten Gefährten namens Frank. Wobei ich gestehen muss, dass unsere Reisegruppe auch da Angst hatte, dass wir zwar heile, aber ohne Mercedes-Stern wieder zurückkommen. Mein Gedanke war eher: Falls wir tatsächlich liegenbleiben sollten, dürfte das kein Problem werden, weil es sicherlich genügend Werkstätten in den polnischen Hinterhöfen geben wird.

Beruhigt und eines Besseren belehrt kann aber gesagt werden, dass sich nur Letzteres bewahrheitet hat: Werkstätten und Schrottplätze en masse. Glücklicherweise mussten wir aber keine in Anspruch nehmen - wobei ich durchaus gerne mal ne´ Cola aus dem alten Automaten auf dem Schrottplatz gezogen hätte.

Was man den Polen aber wirklich lassen muss, die haben 1 A Internet. Halleluja. Da kann sich Brandenburg und Meck-Pomm aber mal nicht nur einen Empfangsbalken von abschneiden!

Beim Durchruckeln der polnischen Dörfer (das Stereotyp schlechte Straßen hat sich nur teils bewiesen – mit einem Bulldozer sollte man aber auf den meisten Strecken keine Probleme bekommen) könnte man oft das baden-württembergische Mantra zum Besten geben: Schön hier, aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg? Das Ganze wandelt sich aber Stück für Stück, wenn man sich dem Meer nähert. Der großen Ostsee, die ich bisher immer nur von „oben“ gesehen habe. Dann sieht man weit und breit nur noch Strand – auch hier quietscht er, so, wie es sein soll. Mehr Meer geht kaum, ist zwar schweinekalt, aber ein so großes Kneipbecken hat man auch nicht alle Tage und zum Beleben der Lebensgeister mehr als ausreichend. Zum Rumschlawinern und Seele spazieren führen sowieso. Das schafft es sowieso immer wieder, das Meer. Mich beruhigen und füttern, füttern mit Dingen, bei denen ich gar nicht wusste, dass ich Hunger darauf habe, ja, sogar Appetit!

Die Augen lässt man über weite Wälder wandern, alle paar Kilometer kommen Schranken und Stichstraßen, denen man erst folgen und sich dann verirren kann, verirren in saftigem Grün und ganz viel tanzendem Sonnenschein. Wir tanzen ebenfalls, zu Musik und Wind, bis vor an die Klippen, wo man gar nichts mehr zu sagen möchte, sondern einfach nur staunen und genießen kann.

Die Idylle wird ein wenig getrübt von gurrenden Tauben und Harakiri-Krähen. Um unseren Eis-Durst zu löschen, wandern wir zur Riviera von Międzyzdroje. Man könnte es auch die Waffel-Riviera nennen, allein beim dran denken wird mir schon wieder (positiv) schlecht. Der neuste Scheiß aus dem Churros-Business sind Bubble-Waffeln (etwa der Channing Tatum unter den Gebäckstücken: heiß und süß). Man könnte fast meinen, die Polen haben einen an der Waffel. Und zwar fast eins zu viel. Denen brennt wirklich das Waffeleisen. Die packen auf ihre Waffel nicht nur Sahne. Ne. Auch nicht nur noch Obst oder so, ne. Das kann ja jeder: Da geht das eher so, noch Eis und Früchte und Sahne und Oreo und Raffaello und M & M´s und Soße und Streusel und weil wir es eh schon an der Waffel haben auch noch eine Bärenwaffel oben drauf! SO sieht es nämlich aus! (Die Bärenwaffel ist der kleinen Pia leider in den Sand gefallen). Das Schlimme daran: Das kostet dann auch nur 17,42 Zloty (für die Kenner auch Schloddieh) was, wenn man die 4er-Reihe beherrscht, fast wieder gar nichts ist und für unglaublich viele Punkte auf dem Kalorienkonto sorgt – aber das füllen wir ja gerne. Nomnom.

Um auf die Harakiri-Krähen zurückzukommen: Als wir bewaffelt und beeist wieder an unseren Platz kommen, bekommen wir die Eisluke kaum wieder zu. Sowohl die noch geschlossene (!) Mandeltüte, als auch der (super deutsch) mit einem Klipp verschlossene Beutel mit Milchbrötchen wurde von den eifrig hackenden Krähen zerfetzt und bis auf den letzten Krümel verputzt und ins Nest geschleppt. Danke dafür (dachte sich sowohl die Anti-Milchbrötchen-Fraktion als auch die Pro-Milchbrötchen-Fraktion der Reisegruppe)! Da können sich die blöden Tauben, die auch am Strand nichts anderes können außer bescheuert rumrennen und mit dem Kopf widerlich wackeln, echt noch ne Scheibe abschneiden. Sonst gehört der Strand bald den Krähen! Oder den Elstern, wenn noch mehr Luxustouristen kommen, wie es den Baustellen nach den Anschein macht.

Auch sonst geht es super kulinarisch ab – auch wenn der polnische Lidl seine Produktpalette nicht sonderlich anders gestaltet als zu Hause, sind sie doch stylisher unterwegs als in Deutschland: mit Headset. Und auch sonst füttern wir nicht nur uns, sondern auch die Polen, und zwar mit Stereotypen über die Deutschen: Jede freie Sekunde mit der Bluetooth-Box durch die Gegend rennen, dicke Autos fahren (We love you, Frank) und auf Deutsch Grüßen, weil man es nicht besser weiß. Am Ende genauso wahr, wie dass sie immer alle Suppe essen, Räder klauen und damit auf ihren Buckelpisten herumfahren. Es bleibt dennoch eine schöne Vorstellung!

Polen, merci, für ein weiteres erstes Mal, für schöne Stunden und das Gefühl, man ist ganz wo anders und doch so daheim. Auch wenn letzteres wohl doch stark an den Leuten lag, mit denen ich unterwegs war!

Polnische Reisetipps:

  • bei fünf netten Mädels ist mit Rabatt bei der Kaution zu rechnen (bei „normal aussehenden“ Menschen laut Mieter wohl auch)
  • hast du Euro, hast du gutes Geld
  • man sollte entweder auf Softeis oder auf Waffeln stehen, sonst hat man da echt nichts zu suchen
  • …Suppe ist auch okay.

 

Welcome to Vienna! Eine waschechte Kaffeefahrt

18April2017

Erst a mal aber willkommen an board. Ihr glaubt´s nicht was die roten Damen und Herren der Austrian Airways zum boarding spielen. Ja, aber sicher, klassische Musik. Geh bitte! Wo gibt es denn sowas? Sicherlich aber entspannter als eine Horde Didgeridoo spielender halbnackter Ureinwohner, die einem sicherlich ordentlich die Ohren durchblasen – ah nein, das war ja Australien, sooorry.

Auf jeden Fall lauscht man dann während dem Boarding den klassischen Tönen Mozarts und ist fast versucht mitzusummen, bis dann auch der letzte Herr und die letzte Dame Ihren Platz am Fenster mit extra großem Handgepäck gefunden und eingenommen hat. Ich bin ja schier vom Glauben abgefallen. Und das dann an Ostern. Geh bitte! (Das ist mein neuer Lieblingsjingel und ich liebe es! Urgeil!) Überhaupt reist die ganze Menschheit nur noch mit Handgepäck und das eigentlich praktische davon geht an Zeit flöten. Da hilft auch keine Zauberflöte im Hintergrund. Aber der Gernodddd und seine Kollegen haben uns ursicher und urnett in Empfang genommen und erklärt: Die Handgebäggstügge (Es ist eben doch alles sehr kulinarisch und ja im Flugzeug eh, bei der Musik, also bitte!) sind dann am Empfang wieder abzuholen. Bitte gerne.

Ich könnte den ganzen Tag lang österreichisch redenden Menschen zu hören, denn es klingt immer urnett und irgendwie, als würde man ein bisschen langsamer leben, denn es wird eben scho immer mal ein Wort länger gezogen und es ist eh fein das der Sprach-oudbud seinen fogus auf die d´s und g´s hat. Geh bitte, ich bin hin und weg!

Aber zurück zu den Damen und Herren im Flugzeug. Es ist alles rot. Nicht nur der Tomatensaft, den ich erstmals kostenlos zum Trinken angeboten bekommen habe – was eine Auswahl, ehrlich wahr. Es ist alles rot. Vom Schuh über den Rock bis zur Mütze. Alles rot. Auch die Strumpfhose. Wie der Guido jetzt sagen würde: das tut ihr nichts Gutes. Nee, ehrlich nicht. Dem Gernoddd auch nicht. Aber gut.

Sowieso ist in Österreich alles rotweiß. Da ist jemand stolz aufs Land. Nicht nur in der Luft, sondern auch am Boden. Straßenbahnen, Stewardessen, Zebrastreifen, alles rotweiß. Der Radweg? Der ist grün. Dödömm.

Im Flugzeug gibt es sonderbare Menschen. Neben mir meinte ein Herr mit Hut er müsse sein Buch LAUT! vorlesen. Geh bitte, muss das sein? Eine Stunde und zwanzig Minuten theatralisches Geflüster von links. Ich hätte es ihm fast über die Ohren gezogen, sein schieres Buch. Hinter einem wird die ganze Zeit diskutiert, wie denn das Wetter wird. Ich rate: schaut einfach raus. Aus die Maus. Sie diskutieren eine ganze Weile, bis Reisegruppe Wetterfrosch zumindest schon mal festhält: Also zu den Brexit-Eulen fahren wir definitiv nicht! Ist vielleicht auch besser, würde ich am liebsten einwerfen, bei dem Wetter… Aber ich lausche weiter den Klängen von Mozart und bin mir beim (zweiten) Boarding doch nicht mehr so sicher, ob es entspannend oder doch eher nervenaufreibend wirkt. Ich brauche erst mal einen Tomatensaft. Das wird mir alles zu bunt. Bleiben wir bei rotweiß.

Apropos rotweiß. Pommes Schranke gibt es hier nicht. Denn es gibt keine Pommes. Zu dem urguten Schnitzel gibt’s Erdäpfelsalat (ka schaaß!) und sonst nichts. Aber eh urfein! Wenn dann gibt es noch Würstelbuden. Und die, meine Lieben, verkaufen alles außer Wiener Würstchen. Da bin ich extra aus Frankfurt angereist und dann finde ich was vor? Frankfurter! Geh bitte, verarschts doch jemand anders!

Das geile an Wien ist, man ist nie offside. Es gibt immer irgendein Café, Restaurant, eine Boutique oder sonst etwas, in das man am liebsten direkt rein stürmen wollen würde, es gibt nicht ein Mal eine Straße in der nur spröde öde Häuser stehen, sodass man mal eine Sekunde durchatmen kann und sich von der blenden Schönheit der Stadt erholen kann. Wien ist eh urfein. Überall steht ein Haus, das gut ausschaut, das irgendeine Figur oben drauf hat, die man sich bestaunen möchte, eine Fassade, dass einem die Lade runterfällt, oder es ist einfach nur groß. Groß können die gut die Wiener. Prachtbauten an Prachtbauten. Da wollte einer schöner, besser, roter als der andere sein. Genauso ist es auch bei den Cafés. Ob Central, Mozart, Alt Wien, Frauenhuber, Prückel oder Diglas – jedes für sich wunderschön und eh urfein. Man kann gar nicht so viel essen, wie man in Wien könnte. Eine Tragödie, die mit lautem Knall endet.

Von Sacher bis zum Kaiserschmarrn probieren wir uns durch die gesamte Karte. Das verwunderlichste ist, dass der oder die Ober gar nicht so scheiße unfreundlich sind, wie erwartet. Geh bitte, die machen auch nur ihren Job! Ich find die Wiener eh urfreundlich und offen, in meinen ersten Stunden sprechen mich gleich zwei Leute an, zuerst weil wir durch den Regen urnass wurden und zweitens, weil ich urverpeilt am Stephansdom war. Ich wurde geographisch und touristisch aber besser, woran man weiß, dass man es richtig macht? Man trifft die gleiche französische Reisegruppe drei Mal an verschiedenen Orten (ja, ohne ihr hinter her zu laufen). Und am Wochenende hatte ich eh meine urprivaten Audioguide und Insider dabei, da war eh alles urfein. Die Liste der Köstlichkeiten konnte leider nicht vollends abgebaut werden, da zu lang.

Die barbarischen Ursünder in Wien sind eh die, die meinen, sie müssen sich einen Kaffee bei Starbucks holen. Da fühl ich mich ja schon als nicht-Wiener beleidigt. Denen gehören erst mal die Geschmacksknospen weggeschossen. Und zwar auf ewig. GEH BITTTTE! Da dreht sich ja der Leopold im Grabe rum!

Und die Sissi eh! Widererwartend ist die in Wien gar nicht so die Nummer eins, was Museen, Galerien, Plätze, Straßen und alles angeht, sondern die gute Maria-Theresia, die ungekrönte Kaiserin, die, ohne schaaß!, echt einiges durchgesetzt hat. Die Folter wurde abgeschafft, die Schulpflicht wurde eingeführt (für manche gleicht sich das sicherlich somit wieder aus) und neben dem Krieg führen hat sie noch 16 Kinder großgezogen. Was eine Maschine. Da kann der Franz Joseph (der FRANZ! von der SISSI!) auch mal ein 20 Meter hohes Denkmal bauen (das steht wiederum zwischen zwei immensgroßen, urschönen Gebäuden, die Museen sind, das Praktische dabei: sie sind identisch. Man kann also mal kurz verschnaufen und muss nur zur einen Seite schauen).

Ich bin platt, von all den Gebäggstüggen (den Plundern und den Kuchen, und dem Handgebägg), von den großen, schönen, fast immer weißen Häusern, der Atmosphäre und einer urschönen Zeit, kurzum: bah-bah for now, ich komme wieder!

 

Und jetzt gibt es erst mal eine Paar Wiener! Mit rotweiß und Pommes!

Miniature Istanbul

15Feb2017

Eigentlich wohne ich in der Frankfurter Innenstadt, aber es kommt mir doch so vor, als wäre ich in miniature Istanbul gelandet. Die Dönerbudendichte hier ist so hoch wie die Taubeninvasion in Amsterdam – weit und breit Pide und Yufka. Vom französischen Mitbewohner bekommt man schon gesagt, los lass uns deutsch Essen gehen. Zwei Minuten später isst man den Supremedöner bei Metin. Jaja. Dabei ist das doch nur Integration und braun nur das Dönerfleisch! Nichts Schlimmes also.

Hier ist man mittendrin, statt nur am Rande. Und dass nicht nur geographisch. Auch geistlich. Und offen ist man auch. In der kurzen Zeit wurde ich schon oft angesprochen, wieso ich denn in das hässliche Frankfurt kommen würde, wenn ich doch aus der prächtigen Stadt namens Heidelberg komme. Gefühlt kommt da nicht nur die schwedische Königin her, nein, es hat auch mindestens jeder einen Verwandten oder zumindest einen Feldhamster, der da her ist. Allseits bekannt. Ist ja aber auch echt nett da, ne? Und dann stutze ich immer kurz, denn ich finde Frankfurt gar nicht so hässlich. Ehrlich nicht. Auch wenn Oma das so findet und am Telefon immer sagt: „Bin ich immer froh, da wieder raus zu sein!“ Jaja, hier wird auch nur mit Wasser gekocht. Und außerdem, es ist auch immer Polizei gleich um die Ecke, die wird schon aufpassen, dass nichts passiert, die deeskaliert dann immer, so ein zwei Mal am Tag. Letztens standen sie mit vollem Einsatz vorm Waschsalon – bin ich froh, dass unsere Maschine geht.

Aber manche Bilder sind schon krass. Da sind die offiziellen Spritzenausgaben für die Abhängigen, wenn man gerade auf dem Weg zur Mittagspause ist. Und der Obdachlose vor der Bank, der direkt unter den dicken Anzeigen für die fetten Immobilien ganz vorne am Main schläft. Die Gegensätze hier liegen so nah beieinander. Aber dann ist da auch die Bäckertüte morgens auf dem Schlafsack des gleichen, schlafenden Mannes, die ihm irgendwer hingelegt hat, einfach, weil er oder sie es eben hat. Das ist doch auch schön. Und überhaupt ist die Stadt voller Kontraste. Da ist an der einen Ecke die Bar, deren Eingangstür fast aus den Angeln fällt und in der alle Stühle festgeschraubt sind, damit es keinen (oder weniger Stress gibt), und dann ist da fünf Meter weiter, eins nach dem anderen, glänzende Hochhäuser, in denen die Geschäfte von morgen entschieden werden.

Also nicht auf Anhieb so schön wie Heidelberg, aber eben doch, finde ich. Ein Streifzug am Fluss mit seinen 80.000 Brücken und dem Eisernen Steg, das hat schon Charme. Ist irgendwie auch cool, weil hinten dran gleich eben diese Wolkenkratzer aufragen. Und dann gleich um die nächste Ecke kommen ursüße, uralte Fachwerkhäuschen, bei denen extra viele Fensterchen eingebaut werden, um für jedes extra Geld zu kassieren, wie ich letztens erst gelernt habe. Es ist einfach international, bunt gemischt, offen und anders, als vieles, was ich bisher gesehen habe. Manchmal läuft man gefühlt ewig durch die Gegend und man hört kein einziges Wort deutsch – das geht einem sonst nur in Sachsen so.

Witzige Wortanbahnungen gibt es aber auch hier. Heute bei einem recht attraktiven Mann gesichtet, der jedoch mit „Hund“ unterwegs war. Also erstens Hund, und zweitens „Hund“. So eine kleine Flitzpipe, die man, wenn man auf flauschige Kissen steht, leicht auf der Couch mit dem Hintern erdrücken würde, wenn man nicht Obacht gibt. Aber da meinte er doch echt, nachdem er drei Mal an der Leine zog und nichts passierte: „Komm Karl.“                              KOMM KARL! - Karl! Das ist doch kein Hundename. Genauso wenig wie Diethelm ein Babyname ist. Wie kommt man denn auf die Idee, seinen Hund KARL zu nennen? Oder noch viel schlimmer, sein kleines, süßes, weiches Baby einfach mal Diethelm zu nennen. Ich bin dafür, dass Herr Hund seinen Hund Hund nennt, und Diethelm und Hund weitergehen. Also mal ehrlich. Aber vielleicht war ich einfach noch nie in der Situation, in der es dazu kommt, dass man seinen Hund Karl nennt. Oder sein Baby eben Diethelm. Wer weiß.

Zweites witziges Unterfangen in der big City ist das Phänomen, der auf den Boden geworfenen, von der Nacht tatsächlich müde aussehenden Krawatten, die auf dem Gehweg dahingerafft sind. Weiß nicht, ob das hier so ein Part des Walk Of Shames am frühen Morgen ist, aber habe bereits zwei gesichtet. Sehr amüsant. Vielleicht hatte Hund seine Leine satt und Karl, äh Diethelm, wollte auch ablegen….

Und dann der Café! Der wird hier nicht nur groß, sondern auch mit c – a – f – Apostrophe - e geschrieben und nicht mit k – a – f – f- e - e. Der ist hier samtweich und Balsam für die Seele, ein hoch auf die Ecke an der alten Brücke und das Café, gelobt seist du, nicht umsonst hast du ein heilig in deinem Namen. Das ist der kleine Bruder des Drop Coffees, und ich glaube deswegen bin ich auch so verliebt. Es ist wunderbar, es riecht alles nach Frühling und erwachen! Ich kann die Farben förmlich schmecken. Der Frühling ist im Anmarsch!

Days in Dresden

15Mai2016

An diesen Tagen fällt es einem schwer nicht verliebt zu sein.

Verliebt in Dresden zu sein. Die Sonne macht es einem schwer, die glitzernden Stellen der Stadt zu übersehen. Übersäht von schönen Stellen und Plätzen, an denen man sich niederlassen möchte, um kurz zu verweilen. Die Elbe ist ein langes Band. Ich mochte schon immer Städte, in denen ein Fluss sagt, wo es lang geht. Heidelberg. Oder ein Meer, das einem Grenzen und Möglichkeiten aufzeigt, aber immer einen Horizont vor zu weisen hat. Beg Meil. Oder alle paar Zentimeter einen See, in den man sich fallen lassen könnte und Unergründliches finden würde. Stockholm.

Ich verliebe mich sehr schnell in schöne Städte. Das finde ich aufregend. Bei Dresden hat es irgendwie länger gedauert. Das ist eine Stadt, die im Sommer und im Stillen schöner ist, als im Winter und mit offenen Ohren. Es ist eine kleine Herausforderung, die man bestreiten muss, ein kleiner Berg, den man bezwingen muss. Und dann sieht man es: nicht die Altstadt mit den Kieselsteinwurf entfernten Sehenswürdigkeiten, bei denen man denkt, es lohnt sich nicht, in den roten Doppelstockbus zu steigen und sich ganz vor in die erste Reihe zu kämpfen. Doch. Es lohnt sich. Und dann sieht man es: die in Sonnenschein getauchten Schönheiten, die kleinen Kleinigkeiten, die Brücken und Wiesen, die Buchten und kleinen Orte, an denen man den Gaffe und n´Radlr genießt. Die verhippten Bänke in der Neustadt. Den Burgerduft und den Charme der Aussicht. Es braucht. Aber wenn es da ist, ist es wunderbar.

Ich vermisse dennoch die Berge. Ich vermisse die Höhen und die Tiefen. Ich vermisse es oben zu stehen und hinab zu blicken und zu sagen: Mensch bist du schön.

Die letzten Tage war ich in good old Heidelberg. Ich hätte es am liebsten angeschrien und gesagt: verdammt, was bist du so hübsch? Verdammt, einpacken will ich dich, mit deinen Hügeln und Wäldern, mit deinen grünen Teppichen voll Laub und deinem schönen Schloss.

Hier geht man in den Park. Da gibt es lange Alleen und viele Bäume, aber keine Hügel. Eventuell kommen einem auch noch kleine schwarz, gelbe Männchen entgegen die rufen: eine Straße viele Bäume, ja, das ist eine Allee. Und dann biegen sie ab, in ihr geliebtes Stadion, mit dem sie jetzt volle Kanne am Kabel ziehen und den Aufstieg feiern – ah ne, Dynamo, da brauchste ja kein Kabel…

Und ändå, die Südländer heißen einen mehr willkommen. Sind offener, nicht so „du – darfst – nicht – über – die – rote – Ampel – gehen, – niemals! – verklemmt“. Da liegen die Mauldäschle auch nicht in der Delikatessenabteilung. Und es gibt Auswahl. Oh Maultaschenkühlregal, i miss u!

Dresden hat, keine Frage, seine Reize. Man braucht nur etwas, um sie heraus zu kitzeln.

Ich geh schnell mal über rot und die Straße runter, die Allee entlang, vielleicht ist hinter den Bäumen ja ein versteckter Maultaschenberg…

 

 

 

 

Being Back In The Bubble

16März2016

Nordluft schnappen, um das Herz zu öffnen. Das klappt immer wieder gut. Auch wenn dabei sehr viel in einem hochkommt, das einen mit einem lächelnden und einem weinenden Auge auf das jetzige, damalige, zukünftige Leben blicken lässt.

Melancholie schwängert die kalte Luft und der eisige Wind rüttelt an dir, in dir, alte Dinge wach. Man möchte zu oft wieder zurück. Weil es einfach einfach wäre. Einfach wäre, wieder in alte Muster zu fallen. Morgens aufstehen, Kinder weg bringen, Freiheit haben, Kinder abholen, kochen, Freunde treffen, ins Bett gehen, am nächsten Tag das gleiche und am Wochenende für sich sein dürfen. Diese unaufgeregte Sicherheit verspüren - alles ist gut, du musst nur eine Woche weit denken, nichts wirklich planen, es passiert dir nichts. Diese Stockholm Bubbla funktioniert ein bisschen zu gut, um wahr zu sein.

Aber es wird mir auch schnell klar, dass sich die Welt auch in Stockholm weiter dreht. Dinge verändern sich, manches bleibt dennoch leicht gleich. Aber es wird nie wieder so sein wie es war. Nicht alles zumindest. Auch wenn man es sich so sehr wünscht, sich verbiegt. Das ist das eigentlich traurige. So sehr man es auch will, man kann nie wirklich wieder dahin zurückgehen, wie und wo man mal gewesen ist. Mit all den Dingen und Menschen, Schätzen und Lieblingen, die man gewonnen hat. Es geht einfach nicht. Und das ist gut so. Irgendwie. Es muss auch weiter gehen. Neues kommt. Und das kann noch besser werden. Und das alte kann immer noch gut, besser, am besten bleiben. Das schönste ist, man kann immer wieder eintauchen, in diese Traumblase, immer wieder zurückkehren. Und man wird feststellen, Dinge bleiben auch. Freundschaften. Orte. Eigenschaften. Die immer so sein werden. Egal wo man auf Dauer sein wird. Das Leben meint es gut.

Die Schweden bleiben ein wundersames Volk. I m still in love. Und sie sind immer noch in ihre Kreditkarten und Kreditkartenlesegeräte verliebt. Es geht schon soweit, dass man kaum noch mit Bargeld bezahlen kann – und darf. Gesellschaftliches Mobbing an alle, die mit Bargeld ankommen, und wenn dann bitte auf gar keinen Fall auch noch Münzen, also ehrlich, dann lieber die gute Astrid und ihre Pippi, die jetzt seit neustem auf dem Scheinchen zu sehen ist. Frage mich, wieso die das überhaupt neu aufgelegt haben. Geldfälscherei ist in Schweden sicherlich ein maues Geschäft. Wenn man da mit vier Koffern voll Geld ankommt um sein Häuschen oder einen Berg voll Käse kaufen will, schauen dich sicherlich alle sehr entrüstet an und fragen ob du noch ganz tejt im huvud bist. Das Sondereinsatzkommando kommt bestimmt auch gleich mit ihren Volvos um die Ecke dazu. Wird man dann ins Gefängnis oder in die Psychiatrie eingewiesen? Ich tippe auf letzteres. Solch eine Bargeldhassende Nation gibt es selten….da denken die bestimmt, man ist nicht mehr ganz koscher. Kleine Anmerkung hier für alle, die einen schwedischen Millionär suchen, weil … nun ja, es sich einfach anbieten würde, man muss auf schwedischem Boden momentan alles mal zehn rechnen, also es geht nicht mehr um Millionen, sondern Billionen.

Stockholm ist und bleibt nicht klein Paris. Und dafür werde ich es immer lieben. Es ist die Aura an Strandvägen und der Flair an Mariatorget, der dich umgeben muss, damit du dich in der Stadt willkommen und angekommen fühlst. Es geht nicht um Sightseeing, es geht um Heartfeeling. Es muss pumpen, wenn du an Östermalmstorget vorbei und die Kungsgatan rauf läufst.

Es ist und bleibt dunkel in den jungen Monaten des Jahres, aber dabei ist es so schön. Mit all den Lampen in den hohen Fenstern und den gemütlichen Ecken in den Cafés und Häusern. Wenn ich mir ein Haus baue und es dann habe, und ein Äffchen, und ein Pferd, dann miete ich mir einen großen Container und kaufe in Schweden ein. Meine Güte will man da das Geld förmlich in die Luft schmeißen und alles mitnehmen. Ich muss die Tage anbauen. Habe zu wenig Platz für alle Dekoartikel, Kissen und Bilderrahmen dieses Schwedens.

Aber erstmal abwarten und Kaffee trinken. Das macht man auch noch rund um die Uhr, egal ob Filter, Drop oder Vollautomat, Hauptsache schön cremig und heiß und viel Koffein. Es ist zum Baden gehen! Rein legen und in sich aufsaugen will man das. So gut schmeckt das! So anders. Und wenn es an dem Zimt liegt, den sie überall ran hauen, sogar ans Knäckebrot. Nam nam nam.

Ich bin und bleibe verliebt.

Auch wenn die Zeit vorbei ist. Jedes Mal denke ich

- Mensch, war das grymt.

Eine Reise, Die Ist Lustig! Eine Reise, Die War Schön!

13Sept2014

Manchmal braucht es Menschen im Leben, die einem in den schönen Bobs treten. Und zwar gewaltig. Ich bin sehr froh, solch einen gefunden zu haben. Tack för det.

Vielleicht ist es der Lauf der Dinge, der Sachen schleifen lässt. Vielleicht ist es Faulheit. Vielleicht ist es auch der innere Schweinehund, der sich lieber in der Angst vor Allem und Neuem und auf dem Boden der Unlust sult, als sich zu auch nur zu irgendetwas, das mit Blogg zu tun hat, überwinden lässt.

Aber nun denn, ich bin ja ein großer Verfechter der Wurst, und da die zwei und sonst alles auch mindestens eins hat, schreibe ich nun ein Ende. (Vielleicht auch nur ein vorläufiges, denn ich bin ja die wuRst an sich und entschließe mich vielleicht doch dazu, eines Tages noch mal was zu schreiben. Man weiß es nicht.)

Viellicht ist es ganz gut, ein wenig Abstand zu gewinnen. Abstand auf Vergangenes, um Resonanz zu ziehen. Momentan hab ich dolles Vermissen. Vermissen tue ich viel. Viele. Eigentlich alles. Vor allem aber Routine. Routine war was schönes am Au Pair sein. Routine des Alltags, der Leute, des Essens ( jaaaa, hallo Brokkoli! Du schon wieder hier? Sag bloß!), Routine der Stadtgänge und vor allem der Leute. Leute, Leute, Leute. Leute machen Leute. Aber die sind jetzt so zerlaufen wie ein Stück Butter in der Sonne. Dagegen kann man nicht so viel machen, außer sich zusammenreißen und weiter machen. Ist schwer, aber so.

 

Wenn ich an meine Reise zurück denke, dann mache ich nur: hach. Ist schwer im Nachhinein noch die genauen Gedanken der Städte aufzuschreiben und deswegen könnte ich meinen kleinen Kopf auch gerade gerne gegen etwas Hartes bollern, aber bringt ja alles nichts. Beim nächsten mal werde ich es schnurstracks durchziehen. Woran ich mich aber noch genau erinnern kann, ist die Ansammlung der Dinge, über die man ganze Bücher hätte schreiben können:

 

  • Öffentlicher Nahverkehr und ihre Preise (Deutsche Bahn macht es sich einfach ganz leicht und lässt alles ausfallen... kommt man dann gar nicht auf die Idee das mal zu testen.)

  • Öffentlicher Nahverkehr und seine schönen, weniger schönen und ganz besonderen Tickets, als auch die Ansagen der Tonbandstimmen im Bus/der Bahn. Favorite: „In ok outchecking mit de OV Chipcard is okay.“ (Den Haag, my lovely place!)

  • Das Verhalten der Bevölkerung und Ausländischer an Fußgängerampeln (Schweden eindeutiger Spitzenreiter im „einfach immer über rot laufen“, letzter Platz geht hier wohl an Brüssel – Spießer!)

  • Die Verfügbarkeit von Steckdosen und kostenlosem Internet in Cafés, an Flug/Bahnhöfen, als auch überhaupt. (Schweden, du är bäst!)

  • Qualität der Touristenbüros anhand von Toiletten, kostenlosem Internet, Strom und dem Abstellen des Gepäcks, einfach alles, was man schnorren kann. Hähä. (Auch hier ist einfach Schweden unschlagbar, Gotland! Brüssel auf Platz zwei!-bei der Stadt auch echt von Nöten *lach*)

  • ganz wichtig bei Backpackern: günstiges und schnelles Essen: Cheeseburger und deren Preise. Man glaubt es kaum, aber es variiert!

  • Taubenpopulation. Ganz wichtig. Die Dinger sind überall und überall nerven sie. Ganz besonders in Amsterdam. Das war klein Venedig. Meine Traumvorstellung an meine Reisebegleitung, die absolute Taubenhasserin ist: Flitterwochen in Venedig!

  • Geschmack und Preis von Pommes. Die waren in Amsterdam am besten (hießen da belgische Pommes, waren aber holländisch und die Besten! Die in Brüssel waren belgisch, aber echt nicht so prickelnd. (Tut mir echt leid, aber Brüssel war echt echt ne miese Stadt!)

  • Das wohlwollen der Stadt an die Touristen sich zu recht zu finden. Sowohl Pläne der Stadt als auch der U - Bahnnetze auf zu hängen. (Brüssel → mooop, error: not found.) Paris? Mais oui !!! Quelle question?! Da gibt’s kein Englisch. Warum auch? Ist doch total schick mir nichts dir nichts am Busbahnhof zu stehen und nichts zu blicken.

  • Den Grad der Kunst, als Stadt selbstsicher auf zu treten und den Leuten verkaufen zu können, man könne gaaaaaaaanz viel anschauen, obwohl es gar nichts gibt. Da steht dann unter den Top Ten Angeboten Sea Life. Hat ja anscheinend auch was …

 

Was ich meiner allerliebsten Reisepartnerin immer noch übel nehme: Wir sind doch tatsächlich nicht in die „Mini Europe Austellung“ gegangen, als wir die Möglickeit in unserem letzten Domizil Brüssel hatten. Echt mies. Hatte so Lust auf Sightseeing. Aber das könnte man mal den ganzen Asiaten und Co empfehlen. Ein Ticket nach Brüssel, Eintrittskarte in das Mini Europe Land und zack hat man echt viel Geld gespart. Das wäre nicht Europa in drei Tagen, nein das wäre auch nicht Europa an einem Tag, nein das wäre Europa in 2 Stunden! Haleluja! Darum geht es doch bei all dem Kram ...

 

Selbst nach sechs Wochen habe ich noch nicht wirklich alles verdaut. Es trudeln die entwickelten Bilder der Einwegkameras ein und bescheren einem schöne Momente voller Überraschungen. Da erinnert man sich dann auch mal daran, dass man ja Wurstessend an den Ufern in Uppsala saß. Es gibt so einfache Dinge, die es ausmachen. Herrlich.

 

 

6 Länder. 9 Städte. 23 Tage. 12 verschiedene "Betten". Unendliche Stunden in: Fähre. Zug. Bus. Bus auf Fähre. Auto. Rad. U Bahn. S Bahn. Achterbahn. Flugzeug. Unendliche Stunden in  schönen Städten. In Cafés. In Bars. Am Strand. Auf Bänken. Am essen. Am trinken. Am laufen. Am schwärmen. Am leben. Am weinen. Am lachen. Am Freude haben. Am vermissen. Am erfreuen. Am Spaß haben. Am leben. Tack för allt.

 

 

<3

Den Haag

17Juli2014

Alle sagen einem immer: War doch klar, dass dieser Trip nicht einfach wird. 

Mir ist schon bewusst, dass da was dran ist. Und vielleicht habe ich oder auch wir das ein bisschen verdrängt aber ich will mal gesagt haben; nur weil man weiß, dass es auch mal anstrengend werden kann, heißt das nicht, dass es, dadurch dass man es weiß, besser oder auch gleich saugut in dieser Situation ist. Ist es nämich wirklich nicht.

 

Situation war/ist folgende: die Rationen gehen dem Ende zu. Sowohl Nerven als auch frische Wäsche sind in diesem Moment rar. Das Geld muss erst noch auf die richtigen Karten überwiesen werden und überhaupt, wir sind einfach müde! Müd, feddisch und gabudd! Dienstag mittag fahren wir so halb schwarz mit den letzten Minuten unseres Tickets an den Amsterdamer Hauptbahnhof um von da den Zug nach Den Haag zu nehmen. (Ach, man muss vorher berechnen, ob man innerhalb der 60 Minuten ans Ziel kommt? Das wussten wir jetzt so aber nicht und überhaupt wollen wir doch nur nach Hause! Wo kommt ihr denn her? Germany! OHHH Congratulatiooons! ….das passiert in den letzten Tagen einfach immer. Immer Glückwunsch! Komm mir schon ganz komisch vor. Ganz bussy und fame. Aber es hilft, wir kommen dank des „deutsches Mädchen sein Bonusses“ durch die Schranken und zum Zug.)

Da wir so gerne laufen und das auch noch mit Gepäck, machen wir einen abendlichen Spaziergang zum Hostel. Am Strand. Beim Hafen. Wo genau? Keine Ahnung. In uns schwingt immer wieder diese Hoffnung mit, wenn wir jetzt um die Ecke biegen, erwartet uns bitte ein super Strand und ein sauberes Hostel. Die Requisiten und Schauplätze der New Kids Ära schreien uns aus jeder Ecke entgegen. Die Verwunderung, wie man auf so etwas kommen kann, schmälern sich von Meter zu Meter. Alles scheint so logisch und inspirativ auf einmal. Ist eben alles einfach „sooooo ein Feuerball. BUMM!“

 

Eins kann man sagen, wir sind in diesen Tagen mal wieder pseudo-luxury unterwegs. Wir nehmen unsere zwei (wir hätten auch zehn nehmen können, sind ja bescheiden) Schlüssel für das reservierte Zimmer/Raum/Aufbewahrungsetwas entgegen und mieten für schlappe zwanzig Euro  pro Person die Nacht einen Container mit acht Betten drin. Nicht das wir sie brauchen könnten, aber ist doch immer gut zu wissen, man könnte. oder nicht?! Im Preis inbegriffen ist sonst nichts … da hilft es dann auch nicht, dass man Schnitzel eingekauft hat wenn die anscheinend vorhandene Küche dann doch weg ist … war vielleicht auch „SO ein Feuerball. Bumm.“ Wenn man Glück hat und das richtige Örtchen findet, darf man den lokalen HotSpot mit benutzen. Aber auch nur wenn du dich beeilst! 

Aber der erste Eindruck trügt manchmal auch. 

Am nächsten Morgen haben wir zwar immer noch 2/8 Betten in einem sonst leeren Raum ohne Küche und sau schlechtes Internet, aber dafür kann man dem Ausblick beim Frühstücken nicht böse sein: blaues Meer. 

Um uns herum chillen die Hippies dieser Zeit und Tony Hawk Number 5 übt seine Skills an der Halfpipe. …geraucht wird hier auch so einiges, außer die pipe, aber das wusste ja der Künstler in uns schon im Vorhinein „c ´est n ´est pas une pipe“ … wo wir dann wieder bei diesem einen Buch wären von dem wir es schon in Amsterdam hatten…

 

Wir genießen die Zeit am Strand, die einen werden zu Krebsen und ich werde kurz männlich und spiele toter Mann im Meer. Über mir der blaue Himmel und die Möwen geben einem das Gefühl von wahrem Urlaub. 

 

herzchen.

Amsterdam

17Juli2014

Es wimmelt. Es wimmelt nur so vor Menschen und Rädern und Menschen auf Rädern und da die Holländer das alle so gut können, zum Glück nicht Räder auf Menschen … 

Amsterdam, my lovely town, mit deinem vielen Wasser und den schiefen Häusern, mit den vielen Rädern und den tausenden Geschäften, du bist, trotz deiner vielen Tauben, einfach wunderschön.

 

Amsterdam wickelt einen schnell um den Finger. Es entlässt einen auch nicht eher aus der Schlinge, bevor man nicht stundenlang durch die schmalen Gassen schlendert, die Grachten rauf und runter geht und wieder rauf und runter, bis man dann endlich genau die Bank und den Eingang und die Straßenlaterne neben genau der Bank gefunden hat, auf denen manch ein Filmstar schon gesessen ist. Aber das Schicksal ist ein Mieser Verräter und Amsterdam hat wohl unendlich viele Bänke an unendlich langen Kanälen und unendlich vielen Brücken. Deswegen müssen wir noch ein bisschen weiter suchen gehen. Könnte also auch passieren, dass wir uns in der Stadt ein bisschen verlieren. Amsterdam lässt einen nicht los und zwingt einen fast schon die vielen Geschäfte zu erbummeln, auf den vielen Märkten zu schlendern und an den immer wieder kommenden Ständen stehen zu bleiben, man kann gar nicht anders. Auch wenn es einige Secondhand No Gos gibt, wie Schlafsack, Kuscheltier oder aber auch Unterwäsche, Sachen gibt´s, die gibt es ja gar nicht, schließlich und endlich findet jeder irgendwann etwas für sich. Wir kaufen alte Büchsen und neuen Kleinkram. 

 

Amsterdam ist wohl eine Stadt für alle Sinne. Nicht nur sehenswert, sondern auch geruchsmäßig. Auch geschmacklich kommt man auf den Genuss. Ich habe schon lang nicht mehr so viele Imbissbuden, Restaurants und Bars gesehen wie hier. Einfach überall. Ganz vorne mit dabei: die Argentinier. Überall gibts deren Steaks und Burger und Restaurants. Aber wenn es schon beim Fußball bisschen hakt, kochen könne sie schon mal, das haben wir getestet. 

Als wir am Rembrandtplatz in eine der Bars einfallen, wird schnell klar, auf welcher Seite die Bar steht: Deutschland. Nur Deutsche hier! Ganz im Gegenteil zu den Nachbarn: Nur Argentinier. Umso schöner war das gegenseitige Hochschaukeln bei Abseitstoren und Fouls - richtig schön!

Wir essen Krokett aus dem Automaten - nun ja, und die besten Pommes der Stadt - nomnom. Schlafen tun wir diesmal in einem privaten Zimmer bei einer supersüßen Dame, die uns am ersten Morgen erst mal Frühstück macht. 

 

Wir genießen noch ein bisschen die Zeit unterhalb des Meeresspiegels, bevor wir dann ans Meer fahren und nach schauen, ob es denn noch da ist. 

 

herzchen.