Han, Hon ... da bleibt nur noch ein Hen

05Sept2013

 

Was hier so chinesisch klingt ist der Versuch, die Gleichberechtigung voranzutreiben. Ja, die Schweden sind sehr bedacht, sehr einfallsreich und vor allem auch bestrebt Allen alles zu ermöglichen. Vorab gibt es ein wenig Grammatikunterricht, damit ihr den Sinn versteht. Han ist das schwedische Pronomen für Er. Hon (ausgesprochen hunn) ist das Pronomen für Sie. Unser deutsches Es entspricht im Schwedischen den und det. Das en und et hat etwas mit den Artikeln zu tun, das hier zu erläutern ist jetzt etwas viel. Also. Han und hon für Männlein und Weiblein. Diese Beiden, hier in Schweden wirklich sehr oft, sehr natürlich schön, sehr beneidenswert, sehr blond, sehr blauäugig, sehr gestylt, sehr.... ach, ihr merkt schon, meist sehr hübschen Wesen sollen möglichst gleichberechtigt sein. Die Ungleichmäßigkeiten, wie wir sie aus anderen Ländern kennen, sind hier wirklich selten. Das geht so weit, dass es in Cafés meist nur eine Toilette gibt, deren Tür mit HEN beschriftet ist. Das ist die Bezeichnung für beides, gemischt, eben alles, was dazwischen ist. Dadurch soll eine Trennung vermieden werden und die Gemeinsamkeit und Gleichberechtigung gestärkt werden.


Es gibt sogar einen Kindergarten, indem alle mit „mein kleiner Freund“ angesprochen werden. (Freund ist im Schwedischen ein Wort ohne „der“ oder „die“, also allgemein für beide Geschlechter und nicht wie im deutschen der Freund oder die Freundin). Den Kindern soll ein Lebensstil vorgelebt werden, der ihnen ermöglicht als Junge, dass er einer ist, wird ihm nicht vermittelt, eine Prinzessin zu werden und ein Mädchen ebenso Soldat (in?) werden kann. Wobei hier böse Zungen behaupten, dass es Ziel sei, Jungs den Traum vom Märchenschloss zu ermöglichen, Mädchen allerdings lieber doch nicht in den Krieg ziehen sollen. Das ganze HEN, das vor zwei drei Jahren rege Diskussionen ausgelöst hat, ist nicht mehr ganz so in und verbreitet und scheint nun eher eine Randerscheinung und etwas Besonderes zu sein. Auch Schwedens größte Zeitung, die einige Zeit HEN statt han oder hon verwendet hat, ist wieder zu den ausdrücklichen Pronomen übergegangen.

 

Ja, ja, jedermann ist gleich und hat auch noch ne´ Menge Rechte. So gibt es in Schweden und einigen anderen nordischen Ländern sowie in der Schweiz, das sogenannte allemansretten. Dieses Jedermannsrecht erlaubt es, dem wilden Schweden in uns freien Lauf zu lassen und mal richtig die Sau raus zu lassen. Nein, Scherz beiseite. Aber das Jedermannsrecht ist eine schöne Sache, wie ich finde, denn somit ist es jedem erlaubt zu fischen, Feuer zu machen, zu campen where ever you like, Pilze zu sammeln und auch jeden Grund zu betreten, falls man einen Grund hat und falls es nicht anders ausgeschildert ist. Die Deutschen sind beim campen ja etwas penibel und auch das Feuer machen ist dem alten Germanen nicht immer gegönnt, um das soeben frisch geangelte direkt zu verspeisen. Angeln ist auch so eine Beschäftigung für jedermann. In Schweden braucht man, pardon und frau, nämlich keinen Anglerschein. So kam ich zu dem Glück, einige Fische an Land zu ziehen. Feine Sache und sehr effektiv. Wurm an die Schnur hängen, ab ins Wasser damit und Sekunden später hat man was anner´Angel. Das pädagogisch wertvoll umschriebene „die Fische gehen jetzt schlafen“ überlasse ich dann lieber dem Urangler. Ich kümmere mich dann lieber um die Fische, „die noch zu klein zum Schlafen sind“. Ob das jetzt Klischeerfüllend und Ungleichheiten vorantreibend wirkt, ist mir einerlei. Ich möchte einfach nicht den Fisch ins Bettchen bringen, und das ist doch auch ein gutes Recht, oder nicht? Somit, Ladys and Gentleman, vi hör snart!