Eating Crayfish

26Aug2013

 

Über das Wochenende war ich im schönen Trosa, einem Ort im Süden von Stckholm. Um lange, malerische Beschreibungen auszulassen, was sicherlich nicht übersprungen werden sollte, aber nicht das Ziel dieses Eintrags sein soll, sage ich einfach das: Inga Lindströms Filme wurden dort gedreht. (Die Schnulzen vom Sonntagabend, die man als Mädchen all zu oft schaut und die Jungs glaube ich niemals, und vielleicht, ganz vielleicht nur dann, wenn der Tatort schlecht ist). Aber ihr habt alle sicherlich schon einmal drübergezappt. Aber man sollte stehen bleiben, an diesem Ort, denn er ist viel zu schön um ihn zu ignorieren. Das ist Büllerbü im schönsten Sommer, die Villa Kunterbunt im Kleinformat und Michels Hütte ist sicherlich auch irgendwo zu finden.

Ich habe das Glück, noch ein wenig den Sommer genießen zu dürfen, bevor mir der lange, lange Winter bevorsteht (nicht so gehässig lachen bitte). In diesen Tagen ist es richtig, richtig warm und man wird sogar noch ein bisschen braun. Der Schwede unter uns packt das ein oder andere Mal sogar noch die Sonnencreme aus. Das Witzigste ist, dass im Wetterbericht die Farbskala bei den Temperaturen bereits bei 25°C dunkelrot ist. Nun ja, also der Sommer in Schweden ist wunderschön und hat auch einige Bräuche, unter anderem auch das Crayfish essen. Es werden haufenweise Crayfishpartys gefeiert und wir hatten unsere eigene, zwar kleine, aber umso feinere. Die braunen Krabben werden nach langem, liebevollem kochen rot. Da an den lieben Dingern nicht ganz so viel dran ist, wird davor ein Sandwich mit frischen Pilzen oder dergleichen gegessen, das variiert. Im Nachhinein glaube ich, das ist nur zur Vorbereitung für das, was einem dann danach blüht. Es wird nämlich nicht einfach nur gegessen, nein, nein, nein. Das wäre ja langweilig. Crayfish hat zwei Freunde. Der eine ist der sogenannte Linie Schnaps, der reinigt ALLES, und ist laut farfar (Papas Papa) sehr gut für den Magen. Und der zweite Freund des Crayfishs und der beste Freund des Linien Schnaps ist das Singen. Die Schweden sind ein lustiges und traditionelles Volk und so wird beim crayfishessen immer wieder zwischendurch ein Volkslied gesungen. Wie darf man sich das Ganze jetzt vorstellen? So: du nimmst den Crayfish in die Hand, bohrst mit einem Krabbenmesser ein Loch in den Rücken und beginnst die Krabbe ein bisschen auszusaugen. Das ist eine sehr salzige Angelegenheit und macht lustige Geräusche. Dann kommt der Kopf dran: den zieht man ab. Die etwas Erfahreneren essen den. Pia lässt das lieber sein. Ist der Kopf ab, kann man im Rücken Bereich etwas entnehmen, das aussieht wie Minnie Kaviar in rot. Das schmeckt eigentlich ganz gut. ( Ich bin nicht so der Fischfan, also...aber das ist echt lecker.) dann trennt man den Body ab und widmet sich dem Schwanz. Der ist das Beste. Nom nom. Erst muss man das Messer radikal unter den dünnen Panzer am Schwanz schieben und dann mit dem Daumen dagagendrücken und dann das Messer so drehen, dass der Panzer aufknackt und das leckere Fleisch zum Vorschein kommt. Nach diesem hochkomplizierten Entnehmen, der alte Schwede kann das blind, wird dann meistens gesungen. Auf einer echten Crayfishparty singt jeder Gast mindesten ein Lied. Auch wenn man nicht die Sprache beherrscht, merkt man ziemlich schnell, worum es in den Liedern geht. Manche handeln vom Sex, die aller, aller meisten jedoch handeln vom Alkohol. Ein Text war der: Keiner, keiner, hat es so gut wie ich, außer mein Bruder, der liegt konserviert in Alkohol im Museum! Nur haben dieses Lieber auf schwedisch einen besonderen Touch und die Melodie von alten Seemannsliedern. Das macht das ganze ziemlich schön und man würde am liebsten mitsingen! Wenn das Lied zu Ende ist, hebt man das Schnapsglas und dann wird zuge-skalt! Das Besondere dabei in Schweden, nach dem trinken schaut man sich noch einmal an. Dann geht das ganze von vorne los. Kopf ab, Body weg, Miniature Kaviar, Schwanz ab und Fleisch ausnehmen, ein Liedchen singen, hoch das Glas und Skal!  

Das Ereignis ist wunderbar und hat auch noch ein Nebenereignis: den nächsten Morgen. Ich habe es den Crayfish-Kater getauft. Der Geruch von salzigen Krabben in der Nase, der will einfach nicht weichen! Allerdings haben wir nur sehr wenige Lieder für eine Crayfishparty gesungen, ich will nicht wissen, wie der Zustand am nächsten Morgen ist, wenn man eine etwas größere Party hinter sich, mehr Krabben gegessen und vor allem mehr Lieder gesungen hat! Da wird der Geruch das kleinste Problem sein!

 

Skal!