Ohne Hos nix los!

12Nov2013

Emanzipation wird hier in Schweden, trotz konsequentem kleinschreiben, ganz groß geschrieben. In manchen Abteilungen, wie der Anpassung oder auch Niederwälzung der verschiedenen Geschlechter, vielleicht auch zu groß, hin oder hen, äh, her, im Bereich der MEDIEN allerdings haben die hier ihre Extrakorv (korv=Wurst=lebenswichtig)! Schaltet man hier den Fernseher ein, gibt es auf den ersten drei bis vier Kanälen schwedisches Fernsehen. ( meistens wird gebacken, gekocht, gebaut oder diskutiert. Oder ermordet. Da sind die auch gut drin. ) Auf den tausend anderen Kanälen findet man dann eigentlich alles, was es in Deutschland auch gibt. Nur ist das eben alles auf englisch. Man kann über 9 Staffeln hinweg anderer Leuts Mütter treffen, den großen Knall betrachten, zweieinhalb Männer beobachten und auch den restlichen Kram wie Ärzte hier Ärzte da. Interessant wird's dann beim verfolgen, nein nicht das Auto vor uns, sondern dem Film auf der Scheibe. Akustisch hört man alles im original, was zwar neu für mich ist, wenn pia sich aber erst mal daran gewöhnt hat, ehrlich gesagt besser finde. Unten werden dann allerdings noch die Untertitel auf schwedisch eingeblendet. Wenn ich dann also Fern schaue geht's trilingual ins Gehirn. Denken tue ich immer noch, zumindest meistens, auf deutsch. Da sagt einer noch Mal ich schaue Fern zum entspannen. Am Anfang sah das dann so aus: schön mitlesen, ich will ja schwedisch lernen. Ach Scheiß drauf, ich komm sonst nicht mit, also wieder hoch mit dem Blick, das Bild verfolgen, aber äh nein, ich muss lesen, was da unten steht, das zieht mich magisch an! ouh, was war noch mal das Wort auf deutsch?!? Doch lieber schauen, was die da jetzt machen, übe ich mich eben in Panthomimeraten. Kann schon mal vorkommen, dass ich eher das schwedische Wort weiß, als das englische. Um ehrlich zu sein hat einem die Queen, das Schulsystem und Immigration nicht wirklich was fürs Alltagsenglisch gebracht ... Der Kinderkanal gestaltet sich hier als ein großes Déjà - Vu meiner Kindheit: Biene Maja, Yakari, Shaun das Schaf, eben ganz großes Kino auf schwedisch! (Es gibt auch Phineas und Pherb - yäss! Und King Julien - woopwooop!) so zwischen all den Kindersendungen und Klassikern, würde man nur vom Namen her nicht alles wieder erkennen. Somit ist wohl eine der bekanntesten Namensveränderungen Michel aus Lönneberger. Das ist allerdings auf deutschem Mist gewachsen. Bei uns gab es nämlich schon einen bekannten Emil ( und die Detektive von Erich Kästner ). Michel klingt ja, ehrlich gesagt, viel schwedischer als Emil, aber gut. 2 te mich stutzig machende Namensänderung ist ein Kerl, mal wieder, oder besser gesagt ein lasagnefressender Kater, namens Gustaf. Jap. Das ist Garfield. Vielleicht isst er hier ja auch Köttbullar und keine Lasagne? Zumindest hoffe ich, dass er keine Ente isst. Wobei das um 1978 der Fall gewesen sein könnte. Zu der Zeit hat nämlich ( spaßeshalber ) ein finnischer Journalist ( Matti Holopainen) eine unschuldige Ente namens "Kalle Anka" in dunkles Licht gezogen. ("Jemand musste Kalle Anka verraten haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hatte wurde er am Morgen seines 30. Geburtstages verhaftet... Geheimnis gelüftet! K. steht für Kalle, nicht Kafka! Na ja. Nebenbei, [mi-kael ol -has], wie' s die Schweden, Finnen und Netherländer hier niedlich aussprechen, lief hier gerade beim Filmfestival, hab ich ganz leider verpasst. Menno.) Laut Matti war Kalle nen ganz übler! Lebe der ja schließlich seit über 50 Jahren in einer wilden Ehe! Dabei ist Daisy so reizend! Als wäre das nicht schon schlimm genug: Kalle trägt keine Hose. ( nehmt euch bitte vor der halbnackten Ente in acht! Die hat's in sich!) wies zu der Namensänderung von Donald zu Kalle kam, weiß ich nicht. Dabei stehen die Schweden grad auf so Namen. Im Kindergarten wimmelt es von Winstons und Douglasen!!! Da ist Donald jetzt echt nicht weit von entfernt. Wenigstens heißt Anka Ente. Und falls man kein schwedisch kann, sieht man ja was er ist, wegen keine Hose und so...weiße Bescheid. Keine Ehe, keine Hose, Anka ist einfach zu bourgeoise - like unterwegs, laut den Finnen von 1978. Aber Donald Duck ist in Skandinavien heut zu Tage nicht umsonst bekannter als Micky Mouse. So halten DD Unterstützer den lieben Enterich für einen 'genuine proletarian' der zu Sklavenkonditionen arbeiten muss, um seinLleben zu ermöglichen ( immer diese Bösen Onkels!). Aber Donald muss man einfach lieben, manche so sehr, dass ihn 1985 sogar 291 Personen in den Reichstag wählen wollten ... really! Diese formidable Idee wurde allerdings 2006 endgültig abgesägt, indem das Gesetz gegen das Aufstellen und Wählen von unrealistischen Personen und Parteien erlassen wurde. Dabei hatte Kalle Anka doch so gute Chancen und 'entlose' Unterstützung seiner Holden Daisy, die laut finnischem Library Journal vor 50 Jahren eine heimliche Ehe geschlossen hatten. ( das ganze wurde tatsächlich in die Welt gesetzt, damit der Journalist Ruhe gibt und das ganze Gerede um den Nackedei abgeschlossen werden kann...) In Schweden und ganz Skandinavien ist Donald Duck und seine Crew so beliebt, dass jedes Jahr zum 24.12 um 15:00 "Kalle Anka och Hans vänner önska god jul!" Im Fernsehen gezeigt wird. Die 1 1/2 bis 2 Stunden dauernde Sendung, die zwischen den Ländern variiert, wird in Schweden jedes Jahr von bis zu 4 Millionen Menschen gesehen, und das bei 9 Millionen Einwohnern! Anscheinend ist das schon eine feste Tradition geworden und wird in die Tagesordnung fest eingeplant. Seit 2009 ist das die meist gesehene Show des Jahres. Mal schauen, ob ich dieses Jahr auch mit Kalle, Gustaf und Emil vorm Fernseher sitzen werde! Auf dann, hier regnet es in Strömen, ich warte auf den ersten Schnee, genießt eure Zeit!