yesterday, heute, hädanefter.

27Juni2014

Das hier wird wohl der letzte Eintrag werden. ...nicht weinen, Schätzeleins, es kommen noch welche. Ich widerspreche mir eben gerne. Es wird aber nichts desto trotz der Letzte in meinem Au Pair Dasein sein. Sein, sein, das ist hier gerade auch so eine Sache. Wie ist man den gerade? Auf jeden Fall viel unterwegs. Schnell noch die letzten Sachen besorgen, erleben und sehen. Aber auch in den nächsten Wochen werde ich wohl sehr viel unterwegs sein, dennnnnnnnnnn, ja genau, es geht auf Reisen. Oh – ha. Ja, finde ich auch. Insgeheim mache ich mir auch ein bisschen ins Höschen, wird nämlich glaube ich bisschen verplant ablaufen, aber wird dafür wahrscheinlich umso besser!

 

Aber erst mal kurz was über die letzten Wochen. Ich glaube ich hatte noch nie so ein Jahr mit dermaßen vielen Vierarbeitstagewochen. Die Schweden knallen die überall rein. Geburtstag vom König, Nationalfeiertag, Zimtschneckenehrentag … ok, nein, der wird zwar gefeiert aber man bekommt nicht frei. Leider. Aber der aller, aller, aller heiligste und wichtigste und aller aller Schwedens Lieblingstag ist: MIDSOMMAR! Die lieben das. Ehrlich. Das kommt von der Wichtigkeit noch vor Weihnachten. Alle nehmen sich den Freitag vorm 21. Juni frei und dann wird ab morgens gefeiert. Und wie.

 

Wir sind mit dem Zug, das ist erste Sahne, so viel Beinfreiheit! Wie im Kino hier, aber man zahlt ja auch einiges, ne, da ist Beinfreiheit auch Grundrecht. Also, auf jeden Fall sind wir mit dem Zug aufs Land gefahren, um dort mit meiner Gastfamilie und den Nachbarn und so ziemlich sehr vielen zu feiern. Als wir dann erst mal ankamen wurde von ein paar Leuten die Midsommarstång oder auch Majstång aufgestellt. Nein, nicht wegen Mai (Hallo? Es ist Juni!) sondern wegen maja, was so viel wie mit Blumen schmücken heißt. Und überhaupt geht es ja um Bienchen (Maja) und Blumen und deren Symbiose, nämlich, sagen wir es doch einfach frei heraus: Man feiert die Fruchtbarkeit der Natur.

Also das Stängchen wurde dann geschmückt und aufgestellt und wir haben uns als Deutsche mal an das schwedische Kränze binden gewagt. Nach etwas Überwindung (des Drahtes?) und einfach ausprobieren haben die dann auch echt trotz fehlender blonder Haare auf unsere Köpfe gepasst. Sahen echt scheeeee aus! Mit dem Kranz im Haar und wallenden, kurzen, weißen Kleidchen (gooooooott war das kaaaaaaaaaalt) ging s dann ab zum Nachbarn. Ein typisches Midsommarfest in Schweden sieht folgendermaßen aus: viel Schnaps, Hering, Dill, viel Schnaps, ganz viele lustige Lieder, sehr viel Schnaps, und zu guter Letzt: Scheiß Wetter. Ehrlich. Das ist so in Schweden. Die ganzen Filme von „Ferien auf Saltkrokan“ und der gleichen müssen an einem einzigen Tag gedreht werden, wenn es denn dann ein einziges Mal überraschend sauwarm ist. Denn der Sommer hier war bis jetzt echt eher kalt. Deswegen waren auch wir Deutschen die Einzigen in weißen Kleidchen. Alle anderen saßen in der Helly Hansen Jacke und langen Hosen da. Aber, meine Freunde, es war schön!

Was mir aufgefallen ist, wenn man Sterne gucken gehen will, sollte man das nicht in Schweden machen. Denn entweder ist es zu kalt (also immer) oder aber, und das ist dann an dem einen Tag für die Filmaufnahmen, es ist zu hell (nämlich 24/7 im Sommer). Das war echt der Wahn. Um halb eins ist dann mal die Sonne so ganz leicht untergegangen. Aber zum Glück habe ich keine Schlafprobleme (heheheh) und mir macht die Helligkeit nicht viel aus.

 

Eine Woche davor waren wir zu dritt auf dem Summerburst Festival, und mein lieber Herr Gesangsverein ( also die haben da jetzt nicht gespielt) da hieß es dann drei Tage lang restless knees and arms. Denn, „getanzt“ wird zu dieser bestimmten Musik indem man einfach wie bekloppt auf und ab springt und dabei die Hän-de zum Hi-mm-el reckt und einfach immer so schöne Wippbewegungen mit den Armen macht. Ich glaube auch, ich investiere meine Studienmittel dann nicht ins Studium sondern betreibe Analyse und Beobachtung direkt von Veranstaltungen wie diese. Herrlich, was da so alles rum läuft. Es war so alles da was man mal gesehen haben will. Der gute Calvin und der David, aber auch so gaga bananas wie Da Da Life. Meine Fresse, da sind die Schweden aber ausgerastet.

 

 

Hach, ja. So, also, die letzten Wochen sind vorbei und somit auch meine Elf (ja, elf.) Monate hier in Schweden. Au Pair sein ist nicht nur Au Pair sein sonder auch ein anderes du selbst sein. Ich habe wohl noch nie so viel von mir selbst und über mich selbst gelernt, wie in diesem Jahr. Würde man mich fragen, ob ich es noch einmal machen würde, ja auf jeden Fall. Auf jeden, jeden Fall. Aber jetzt reicht es dann auch mal mit der Veränderung des Aggregatzustandes von Brokkoli und co! :D

Dieses Jahr hat mir so viel gezeigt und gelernt, mich so viel kämpfen und an meine Grenzen kommen lassen, aber auch so viel Glück, Freude und Mut beschert.

Ich durfte eine neue, wunderbare Familie kennen lernen, die mich ohne weiteres aufgenommen hat. Ich habe Freunde gefunden, die man nicht in Worte fassen kann und die ich so, wie sie sind, nicht vermissen will. Und oh je, wie sehr werde ich euch vermissen!

Ich habe wohl noch nie so viele unterschiedliche Menschen, aus unterschiedlichen Ländern, mit ganz unterschiedlichen Geschichten kennen gelernt, wie in dieser Zeit. All das und alle, haben mir geholfen mich weiter zu entwickeln. Tusend Tack an alle, ohne euch wäre all dies nicht so, wie es ist. Und eins kann ich sagen, es ist definitiv nicht so, wie man es sich vorgestellt hat, aber das ist nicht schlecht. Ganz im Gegenteil!

 

 

So, dann hoffe ich, ihr schaut auch in den nächsten Wochen vorbei, denn da geht es mit wahrscheinlich kleineren aber vielleicht auch umso feineren Einträgen von meinen Reisen mit Tanny weiter. Ertse Station ist: Gotland!

 

 

Ich hoffe es flowt bei euch!