Berichte von 03/2016

Being Back In The Bubble

16März2016

Nordluft schnappen, um das Herz zu öffnen. Das klappt immer wieder gut. Auch wenn dabei sehr viel in einem hochkommt, das einen mit einem lächelnden und einem weinenden Auge auf das jetzige, damalige, zukünftige Leben blicken lässt.

Melancholie schwängert die kalte Luft und der eisige Wind rüttelt an dir, in dir, alte Dinge wach. Man möchte zu oft wieder zurück. Weil es einfach einfach wäre. Einfach wäre, wieder in alte Muster zu fallen. Morgens aufstehen, Kinder weg bringen, Freiheit haben, Kinder abholen, kochen, Freunde treffen, ins Bett gehen, am nächsten Tag das gleiche und am Wochenende für sich sein dürfen. Diese unaufgeregte Sicherheit verspüren - alles ist gut, du musst nur eine Woche weit denken, nichts wirklich planen, es passiert dir nichts. Diese Stockholm Bubbla funktioniert ein bisschen zu gut, um wahr zu sein.

Aber es wird mir auch schnell klar, dass sich die Welt auch in Stockholm weiter dreht. Dinge verändern sich, manches bleibt dennoch leicht gleich. Aber es wird nie wieder so sein wie es war. Nicht alles zumindest. Auch wenn man es sich so sehr wünscht, sich verbiegt. Das ist das eigentlich traurige. So sehr man es auch will, man kann nie wirklich wieder dahin zurückgehen, wie und wo man mal gewesen ist. Mit all den Dingen und Menschen, Schätzen und Lieblingen, die man gewonnen hat. Es geht einfach nicht. Und das ist gut so. Irgendwie. Es muss auch weiter gehen. Neues kommt. Und das kann noch besser werden. Und das alte kann immer noch gut, besser, am besten bleiben. Das schönste ist, man kann immer wieder eintauchen, in diese Traumblase, immer wieder zurückkehren. Und man wird feststellen, Dinge bleiben auch. Freundschaften. Orte. Eigenschaften. Die immer so sein werden. Egal wo man auf Dauer sein wird. Das Leben meint es gut.

Die Schweden bleiben ein wundersames Volk. I m still in love. Und sie sind immer noch in ihre Kreditkarten und Kreditkartenlesegeräte verliebt. Es geht schon soweit, dass man kaum noch mit Bargeld bezahlen kann – und darf. Gesellschaftliches Mobbing an alle, die mit Bargeld ankommen, und wenn dann bitte auf gar keinen Fall auch noch Münzen, also ehrlich, dann lieber die gute Astrid und ihre Pippi, die jetzt seit neustem auf dem Scheinchen zu sehen ist. Frage mich, wieso die das überhaupt neu aufgelegt haben. Geldfälscherei ist in Schweden sicherlich ein maues Geschäft. Wenn man da mit vier Koffern voll Geld ankommt um sein Häuschen oder einen Berg voll Käse kaufen will, schauen dich sicherlich alle sehr entrüstet an und fragen ob du noch ganz tejt im huvud bist. Das Sondereinsatzkommando kommt bestimmt auch gleich mit ihren Volvos um die Ecke dazu. Wird man dann ins Gefängnis oder in die Psychiatrie eingewiesen? Ich tippe auf letzteres. Solch eine Bargeldhassende Nation gibt es selten….da denken die bestimmt, man ist nicht mehr ganz koscher. Kleine Anmerkung hier für alle, die einen schwedischen Millionär suchen, weil … nun ja, es sich einfach anbieten würde, man muss auf schwedischem Boden momentan alles mal zehn rechnen, also es geht nicht mehr um Millionen, sondern Billionen.

Stockholm ist und bleibt nicht klein Paris. Und dafür werde ich es immer lieben. Es ist die Aura an Strandvägen und der Flair an Mariatorget, der dich umgeben muss, damit du dich in der Stadt willkommen und angekommen fühlst. Es geht nicht um Sightseeing, es geht um Heartfeeling. Es muss pumpen, wenn du an Östermalmstorget vorbei und die Kungsgatan rauf läufst.

Es ist und bleibt dunkel in den jungen Monaten des Jahres, aber dabei ist es so schön. Mit all den Lampen in den hohen Fenstern und den gemütlichen Ecken in den Cafés und Häusern. Wenn ich mir ein Haus baue und es dann habe, und ein Äffchen, und ein Pferd, dann miete ich mir einen großen Container und kaufe in Schweden ein. Meine Güte will man da das Geld förmlich in die Luft schmeißen und alles mitnehmen. Ich muss die Tage anbauen. Habe zu wenig Platz für alle Dekoartikel, Kissen und Bilderrahmen dieses Schwedens.

Aber erstmal abwarten und Kaffee trinken. Das macht man auch noch rund um die Uhr, egal ob Filter, Drop oder Vollautomat, Hauptsache schön cremig und heiß und viel Koffein. Es ist zum Baden gehen! Rein legen und in sich aufsaugen will man das. So gut schmeckt das! So anders. Und wenn es an dem Zimt liegt, den sie überall ran hauen, sogar ans Knäckebrot. Nam nam nam.

Ich bin und bleibe verliebt.

Auch wenn die Zeit vorbei ist. Jedes Mal denke ich

- Mensch, war das grymt.