Berichte von 01/2014

Det Funkar Inte!

30Jan2014

 

Warum möchten so viele ein eigenes Auto haben? Ja, meine lieben, mit diese weltbewegenden Frage habe ich mich heute sehr lange auseinander gesetzt. Und das auch noch auf schwedisch. Mhm, wäre doch sonst nicht spannend genug. Ich will mich nämlich gerade für einen neuen Sprachkurs bewerben. Der ist aber so mega, dass man mich erst mal einstufen muss und das am besten über die Aufgabe, schreiben sie, wieso so viele ein eigenes Auto haben wollen. Auf jeden Fall kann ich das jetzt. Aber, das hätte ich auch schon vor dem Test sagen können, denn heute um Punkt acht, hatten wir Stromausfall. Ja, hallo Zivilisation. Da die Sonne ja erst etwas später aufgeht, hust, und dann aber richtig, hust, Mensch was ist denn da schon wieder im Anflug? Ach, ach, das ist weder eine Erkältung noch die Sonne, sondern die Kältefront! Na ja, also, vor lauter Sonne waren wir so geblendet (pfff), dass wir einfach nichts gesehen haben heute morgen. Nachdem die lieben Kinderleins jegliche Lampe im Wohnzimmer und Flur getestete haben – wir sind ein schwedischer Haushalt, mit vielen Fensterbänken und somit auch vielen hübschen Stehlampen - und sie – oh Wunder – jedes mal einfach nicht angehen wollten, haben sie mir dann nach ihrem 143sten „Det funkar inte!“ und meinem 143sten „Där finns ingen ström!“ geglaubt, dass der Mann erst wieder das Licht anknipsen muss. Nun ja. Aber wenns dunkel ist, stellt man (als Kind) auch wiederholt fest: „Piaaaaaa, ich seeeeh nichts!“ - jo, ich auch nicht!

Nix Strom – nix Garage auf. Also auch kein Kinderwagen. Somit hatte ich dann heute Morgen gleich mein Workout. Wir sind dann nämlich im Bob gefahren. Also zumindest 2/3 von uns, ich war der Fahrer. Oder auch eher Zieher. Die beiden wären ja schon schwer genug, allerdings wurden meine Skills noch etwas herausgefordert, es gab nämlich nicht sooo viel Schnee auf den Straßen. Es hat zwar geschneit, aber nicht alles was kalt ist, ist Schnee... Die streuen hier ganz gerne und sehr viel. Im Sommer ist dann der kostenlose Kiesweg vom Staat für jeden Bewohner Schwedens fertig gestellt, wir haben ja noch ein paar Monate vor uns. Dankeschön hier für!

 

Immer schön streuen und die Lichter anmachen! Ich lern derweil noch etwas schwedisch. Momentane Lieblingswörter?

 

pälsboll – pelzbommel

 

* Luft hörbar durch den Mund einatmen, sodass ein fhhhpp-Laut entsteht * für “Ja“ besonders im Norden Schwedens.

 

„Willst du mich heiraten?“

„Fhhhpp!“

 

Have a Break - Have a Fika

26Jan2014

Was ist das Gegenteil von dunkel und kalt? Richtig. Dunkel und heiß. Heißer, schwarzer Kaffee. Und zwar am besten den ganzen Tag, wenn es nach dem Schweden geht. Diese wahrhafte Zelebrierung nennt sich hier Fika (fiekah) und bedeutet seit 1910 so viel wie „att dricka kaffe“, also Kaffee trinken. Im Laufe der Jahre bildete sich das Wort kaffi zu einem Synonym des normalen Kaffees und daraus bildete sich schließlich das Verb fik. Und mit diesem Verb begann dann auch die Sucht. Statistisch gesehen trinkt jeder Schwede jährlich 1200 Tassen Kaffee. Das sind 4 Tassen am Tag. Gaaaaaanz schön viel, aber das ist sehr gut machbar. Allerdings trinkt man das Heißgetränk nicht nur einfach so, sondern da wird ordentlich zu gegessen. Oft ein Smörgås (ja, Butterbrot) oder aber, wenn man eingeladen wird, Kekse. Und zwar nicht nur ein Keks, nein, laut Knigge bitte genau 7. Denn wenn man weniger backt, ist das geizig, und wenn man mehr backt, angeberisch. Allerdings sieht das heutzutage nur noch die Hose eng, Brauch war das vor allem Ende des 19. Jahrhunderts. Dort konnte aus einem Katalog von etwa 20 Arten Gebäck gewählt werden. Aber nicht nur das siebenfache Gebäck, von dem man jedes kosten muss, begleiten den Kaffee. Darauf folgt nämlich noch eine Auswahl der typisch schwedischen Buller. Diese sind meistens mit Zimt, Safran oder Zucker gewürzt.

Nach der Bulle könnte man ja fröhlich aus dem Raum rollen, aber man hat ja noch keine Torte gegessen. Die muss nämlich auch noch genossen werden. Da der Schwede ja auch königlich unterwegs ist, ist das dann auch nicht nur die nullachtfufzehn Torte, ne, sondern die Prinzesstorte – sehr zu empfehlen.

 

Die Kaffeezubereitung aus dem Süden, mit der der Kaffee dann wohl eher zu Café wird, ist über die Jahre auch hier oben angekommen. Ob Cappuccino, Latte oder Espresso, -enkel eller dubbel?- das bekommen die hin. Allerdings geht es bei denen hier, so scheint es, immer noch nichts über das typische Aufbrühheißgetränk. In jedem Haushalt steht hier noch ein alter Aufbrühautomat neben dem neuen Vollautomaten. Auch in den Cafés wird hier alltid aufgebrühter Kaffee ausgeschenkt und man darf sich auch so oft nach bedienen, wie man möchte, oder wie die Blase noch kann. Ich bin jetzt auch super im Kaffee aufbrühen. Wer das noch nicht beherrschen sollte, mein Schwedischbuch hat hier super Bilder zur Erklärung.

Stecker nicht vergessen!

Neuste Modesünden aus der Großstadt ist P(a)artnerlook. Meiner Meinung nach geht es schon an die Grenze, wenn sich ab Fünfzig in einer Beziehung die Outdoorjacke in der gleichen Farbe angeschafft wird. Wenn dann aber in jungen Jahren nicht nur Weiblein, sondern auch Männlein UGG- Boots tragen, hört´s bei mir echt auf. Please, just … DON`T! Wobei Frau Schweden hier ja den Schuh dank (?) Schlaghose versteckt. Wobei jetzt auch wieder der aus dem Sommer stammende Trend des – Chuck, 2 Zentimeter braun gebrannte Haut, lange Jeans, die eben diese 2 cm hoch gekrempelt werden - in eine wintertaugliche Variante des – ganz niedriger UGG (also á la uggly Hausschuh), weiße Haut (wobei, Solarium ist hier Dauerbrenner) hoch gekrempelte lange Jeans – umgestaltet wird. Ich sage euch, alles ist möglich! Wobei ich ehrlich gesagt der sommerlichen Variante sehr entgegen fiebere und mir schon jetzt Schuhe für den Frühling und Sommer kaufe – macht einfach gute Laune und Lust auf Meer.

 

Ich leg mich jetzt mal derweil in Kabine neun, noch n bisschen vor bräunen gehen.

Har det så kul mina kompisar!


 

Dunkelheit

10Jan2014

Zur Zeit ist nicht sonderlich viel los. Besuchszeit ist vorbei, Krankheit überwunden, Arbeiten steht wieder an. Was einen aber immer begleitet: Dunkelheit.

Wir machen schon Fortschritte. Jetzt ist es schon mal nicht gleich um halb vier, sondern erst kurz vor dunkel. Was aber noch viel schlimmer ist, als die Dunkelheit – die fehlende Sonne. Die Sonne lässt uns im Stich. Sonnenstich. Das wäre mir jetzt lieber. Krank von der Sonne, wäre ich. Krank vor Liebe, nur wegen meiner Liebe, dem Sommer! Aber bis dahin ist es noch eine Weile, und bis dahin ist es wohl auch noch eine ganze Weile grau.

Grausam, fast schon, denn wenn man morgens aufwacht, und sieht, dass es schon grau ist, dann wird es unglaublich schwer aufzustehen. Manch einer im Frühaufsteherumfeld, und das auch nur durch Konstanten, wie beispielsweise Kinder, meinen ja, morgens, um neun, da scheint die Sonne. Um das allerdings herauszufinden, müsste ich ja früh aufstehen, da tappe ich lieber weiterhin im Dunkeln. Denn unter der Woche, da scheint die Sonne vielleicht um halb zehn für eine Viertelstunde, und das auch nur, damit sie für diesen Tag aufgegangen ist. Das geht jetzt schon seit mindestens Anfang November so. Kommende Woche soll es ja durchgehend leichten Schneefall geben, was auch immer genau das jetzt bedeutet. Ich fänd´s einfach schön, wenn man mal blauen Himmel hätte. Danke.

 

Dunkelheit nimmt hier also den größeren Teil des Tages ein und so gibt es vielerlei Beschäftigungen, denen man, vor allem Innen, nachgehen kann. Apropos Beschäftigungen, da war ja noch was mit Studium. Ich immer noch auf der Suche, wüsste allerdings, was ich in Schweden nicht werden würde - zumindest, um der Dunkelheit aus dem Weg zu gehen.

K.O. - Job Nummer Eins: Metrofahrer. Überhaupt wüsste ich gerne mal, ob man eines schönen Morgens mal aufwacht und sich sagt: Ich werde leidenschaftlicher Metrofahrer. Ich weiß es nicht. Wüsste es aber wirklich gerne. Auf jeden biste da in ziemlich dunklen Ecken unterwegs. Den ganzen Tag unter der Stadt, siehste da kein bisschen was von der Sonne. Vielleicht wäre das auch eine Dauerbeschäftigung für Edward...aber das nur so am Rande.

Da die Tunnelbanan ( von nicht schwedischsprechenden kleinen Jungs oft auch Tunnel Banane genannt) die einzige in ganz Schweden ist, könnte ich mir vorstellen, dass die Jugend aus Kiruna sich das als Ziel setzt, um wenigstens etwas Licht im Winter ihres Lebens zu sehen. … wobei, im Sommer haben die Sonne satt. Dass das aber auch immer so ungleichmäßig verteilt sein muss.

Oder aber, man wird als gescheiterter Bachelor of Arts Student Metrofahrer und genießt eine der größten Kunstgallerien, denn die Metrostationen sind hier ja speziell gestaltet. Dazu aber vielleicht wann anders mehr.

Zweiter K.O. - Job: in der Notaufnahme jeglichen Krankenhauses. (Grüße an alle Medizinstudenten) Denn diese liegen meistens im Erdgeschoss und dann gibt’s nicht mal ein kleines Fenster mit Lampe, aus dem man mal um drei kurz rausschauen kann. Und dann vielleicht noch kurz mal ene rochen, so vor lauter Winterdepression und Stress.

Dritter K.O. - Job: der, ich nenne jetzt nicht den Namen, aber die haben so ein kleinen Vogel oder einen Elch, und sie kommen nicht aus Schweden, Kleiderladen, der sehr viel Wert darauf legt, dass man im Laden nicht sonderlich viel sieht. Die sehen also auch nicht so viel von der Sonne, obwohl sie rund um die Uhr Meeresrauschen hören dürfen/müssen/sollen/können.

 

Nun ja, was soll uns das alles jetzt sagen? Ich vermisse ein wenig die Sonne, mache mir Gedanken um mein Studium und werde wahrscheinlich leider kein Metrobahnfahrer, allerdings, vielleicht wache ich ja eines schönen Morgens auf, es ist blauer Himmel und ich sag mir: Pia, lass mal Bahnfahrer werden. Ich wollte eh schon mal diesen Lautsprecher da oben an der Bahn benutzen. Hehehehhehe.

 

Die coolste Bahnansage und gleichzeitig eine Smsvongesternnacht aus Heidelberg:

 

„Ich steh grad nichts ahnend am Bismarckplatz, fährt die Linie 5 ein und es ertönt der Außenlautsprecher: Werte Fahrgäste, bitte beachten Sie: Dieser Zug ist KEIN Adventskalender! Es dürfen alle Türchen zum Ein – und Aussteigen benutzt werden!“