Welcome to Vienna! Eine waschechte Kaffeefahrt

18April2017

Erst a mal aber willkommen an board. Ihr glaubt´s nicht was die roten Damen und Herren der Austrian Airways zum boarding spielen. Ja, aber sicher, klassische Musik. Geh bitte! Wo gibt es denn sowas? Sicherlich aber entspannter als eine Horde Didgeridoo spielender halbnackter Ureinwohner, die einem sicherlich ordentlich die Ohren durchblasen – ah nein, das war ja Australien, sooorry.

Auf jeden Fall lauscht man dann während dem Boarding den klassischen Tönen Mozarts und ist fast versucht mitzusummen, bis dann auch der letzte Herr und die letzte Dame Ihren Platz am Fenster mit extra großem Handgepäck gefunden und eingenommen hat. Ich bin ja schier vom Glauben abgefallen. Und das dann an Ostern. Geh bitte! (Das ist mein neuer Lieblingsjingel und ich liebe es! Urgeil!) Überhaupt reist die ganze Menschheit nur noch mit Handgepäck und das eigentlich praktische davon geht an Zeit flöten. Da hilft auch keine Zauberflöte im Hintergrund. Aber der Gernodddd und seine Kollegen haben uns ursicher und urnett in Empfang genommen und erklärt: Die Handgebäggstügge (Es ist eben doch alles sehr kulinarisch und ja im Flugzeug eh, bei der Musik, also bitte!) sind dann am Empfang wieder abzuholen. Bitte gerne.

Ich könnte den ganzen Tag lang österreichisch redenden Menschen zu hören, denn es klingt immer urnett und irgendwie, als würde man ein bisschen langsamer leben, denn es wird eben scho immer mal ein Wort länger gezogen und es ist eh fein das der Sprach-oudbud seinen fogus auf die d´s und g´s hat. Geh bitte, ich bin hin und weg!

Aber zurück zu den Damen und Herren im Flugzeug. Es ist alles rot. Nicht nur der Tomatensaft, den ich erstmals kostenlos zum Trinken angeboten bekommen habe – was eine Auswahl, ehrlich wahr. Es ist alles rot. Vom Schuh über den Rock bis zur Mütze. Alles rot. Auch die Strumpfhose. Wie der Guido jetzt sagen würde: das tut ihr nichts Gutes. Nee, ehrlich nicht. Dem Gernoddd auch nicht. Aber gut.

Sowieso ist in Österreich alles rotweiß. Da ist jemand stolz aufs Land. Nicht nur in der Luft, sondern auch am Boden. Straßenbahnen, Stewardessen, Zebrastreifen, alles rotweiß. Der Radweg? Der ist grün. Dödömm.

Im Flugzeug gibt es sonderbare Menschen. Neben mir meinte ein Herr mit Hut er müsse sein Buch LAUT! vorlesen. Geh bitte, muss das sein? Eine Stunde und zwanzig Minuten theatralisches Geflüster von links. Ich hätte es ihm fast über die Ohren gezogen, sein schieres Buch. Hinter einem wird die ganze Zeit diskutiert, wie denn das Wetter wird. Ich rate: schaut einfach raus. Aus die Maus. Sie diskutieren eine ganze Weile, bis Reisegruppe Wetterfrosch zumindest schon mal festhält: Also zu den Brexit-Eulen fahren wir definitiv nicht! Ist vielleicht auch besser, würde ich am liebsten einwerfen, bei dem Wetter… Aber ich lausche weiter den Klängen von Mozart und bin mir beim (zweiten) Boarding doch nicht mehr so sicher, ob es entspannend oder doch eher nervenaufreibend wirkt. Ich brauche erst mal einen Tomatensaft. Das wird mir alles zu bunt. Bleiben wir bei rotweiß.

Apropos rotweiß. Pommes Schranke gibt es hier nicht. Denn es gibt keine Pommes. Zu dem urguten Schnitzel gibt’s Erdäpfelsalat (ka schaaß!) und sonst nichts. Aber eh urfein! Wenn dann gibt es noch Würstelbuden. Und die, meine Lieben, verkaufen alles außer Wiener Würstchen. Da bin ich extra aus Frankfurt angereist und dann finde ich was vor? Frankfurter! Geh bitte, verarschts doch jemand anders!

Das geile an Wien ist, man ist nie offside. Es gibt immer irgendein Café, Restaurant, eine Boutique oder sonst etwas, in das man am liebsten direkt rein stürmen wollen würde, es gibt nicht ein Mal eine Straße in der nur spröde öde Häuser stehen, sodass man mal eine Sekunde durchatmen kann und sich von der blenden Schönheit der Stadt erholen kann. Wien ist eh urfein. Überall steht ein Haus, das gut ausschaut, das irgendeine Figur oben drauf hat, die man sich bestaunen möchte, eine Fassade, dass einem die Lade runterfällt, oder es ist einfach nur groß. Groß können die gut die Wiener. Prachtbauten an Prachtbauten. Da wollte einer schöner, besser, roter als der andere sein. Genauso ist es auch bei den Cafés. Ob Central, Mozart, Alt Wien, Frauenhuber, Prückel oder Diglas – jedes für sich wunderschön und eh urfein. Man kann gar nicht so viel essen, wie man in Wien könnte. Eine Tragödie, die mit lautem Knall endet.

Von Sacher bis zum Kaiserschmarrn probieren wir uns durch die gesamte Karte. Das verwunderlichste ist, dass der oder die Ober gar nicht so scheiße unfreundlich sind, wie erwartet. Geh bitte, die machen auch nur ihren Job! Ich find die Wiener eh urfreundlich und offen, in meinen ersten Stunden sprechen mich gleich zwei Leute an, zuerst weil wir durch den Regen urnass wurden und zweitens, weil ich urverpeilt am Stephansdom war. Ich wurde geographisch und touristisch aber besser, woran man weiß, dass man es richtig macht? Man trifft die gleiche französische Reisegruppe drei Mal an verschiedenen Orten (ja, ohne ihr hinter her zu laufen). Und am Wochenende hatte ich eh meine urprivaten Audioguide und Insider dabei, da war eh alles urfein. Die Liste der Köstlichkeiten konnte leider nicht vollends abgebaut werden, da zu lang.

Die barbarischen Ursünder in Wien sind eh die, die meinen, sie müssen sich einen Kaffee bei Starbucks holen. Da fühl ich mich ja schon als nicht-Wiener beleidigt. Denen gehören erst mal die Geschmacksknospen weggeschossen. Und zwar auf ewig. GEH BITTTTE! Da dreht sich ja der Leopold im Grabe rum!

Und die Sissi eh! Widererwartend ist die in Wien gar nicht so die Nummer eins, was Museen, Galerien, Plätze, Straßen und alles angeht, sondern die gute Maria-Theresia, die ungekrönte Kaiserin, die, ohne schaaß!, echt einiges durchgesetzt hat. Die Folter wurde abgeschafft, die Schulpflicht wurde eingeführt (für manche gleicht sich das sicherlich somit wieder aus) und neben dem Krieg führen hat sie noch 16 Kinder großgezogen. Was eine Maschine. Da kann der Franz Joseph (der FRANZ! von der SISSI!) auch mal ein 20 Meter hohes Denkmal bauen (das steht wiederum zwischen zwei immensgroßen, urschönen Gebäuden, die Museen sind, das Praktische dabei: sie sind identisch. Man kann also mal kurz verschnaufen und muss nur zur einen Seite schauen).

Ich bin platt, von all den Gebäggstüggen (den Plundern und den Kuchen, und dem Handgebägg), von den großen, schönen, fast immer weißen Häusern, der Atmosphäre und einer urschönen Zeit, kurzum: bah-bah for now, ich komme wieder!

 

Und jetzt gibt es erst mal eine Paar Wiener! Mit rotweiß und Pommes!